Alpen- und Mannenwelt
Ein Alpkataster ist eigentlich eine langweilige Sache. Da reihen sich einschläfernde Angaben zu Eigentümer, Bewirtschafter, Bestossung, Weidefläche, Gebäuden, Meliorationen und Sanierungen aneinander. Im konkreten Fall von 130 Alpen im Appenzell Ausserrhoden. Dazu kommt, dass die Datenerhebung sehr aufwendig ist und schnell veraltet. Doch wenn man eintaucht in die 400 Seiten, sich durch das gute Kilo Papier durchblättert, dort schnäugt, da sich wundert, wirds plötzlich spannend: Aha, da wurde auf diversen Alpen geköhlert. Oha, es gibt nur zwei Mutterkuhalpen, Milchkühe machen über 70Prozent der Tiere aus. Wow, da wird bis zu 20 Wochen gealpt! Ha, eigentümliche Appenzeller – 85 Prozent der Alpen werden privat bewirtschaftet. Usw.
120 Seiten widmet der ehemalige Lehrer und jetzige Pensionär Hans Eugster der Appenzeller Alpwirtschaft im Allgemeinen: Geschichte, Brauchtum, Tradition, Alpleben. Man merkt, Eugster hat seine Recherchen nicht im Büro gemacht, er geht raus zu den Leuten, hört ihnen zu, ist ein gern gesehener Gast und Frögli. Das macht aus dem trockenen Kataster ein lebendiges Sammelsurium appenzellischer Alpkultur, die dann in der Gesamtsicht ziemlich männlich scheint. Frauen kommen in den Beschrieben und auf den Bildern kaum vor – und die Alpspeisen Fenz, Rohmzonne, Chässchnette und Alte Maa werden für Eugster von Mannen gekocht. gh
Hans Eugster-Kündig:
Die Alpen in Appenzell Ausserrhoden
392 Seiten, gebunden
viele Farbbilder
Appenzeller Verlag, Schwellbrunn 2015
ISBN 978-3-85882-724-1
CHF 48.–
www.appenzellerverlag.ch