Bücher

cover_landluft_600.png

Vertraute Luft

Die Autorin hat sich auf Frauenportraits spezialisiert: In «Traum Alp» über Älplerinnen, in «Bergfieber» über Hüttenwartinnen. Jetzt also Portraits von Bergbäuerinnen. Schweglers eigener Tonfall überlagert oft den der Bäuerinnen: Die Grundstimmung ähnelt sich auffallend, obwohl die Bäuerinnen ganz unterschiedliche Biografien haben. Bäuerinnen vom alten Schrot und Korn sind nur wenige dabei. Fast alle portraitierten Frauen sind gewordene, nur wenige geborene Bergbäuerinnen. Das Bild, das dabei entsteht, ist letztlich das einer romantisierten Landwirtschaft, obwohl das Buch die Klischeebilder immer wieder zu brechen versucht. Die Sterbebegleiterin, die heute auf dem Berg die Stellung hält. Die Gynäkologin, die zur Teilzeitbäuerin wurde, nachdem ihr früherer Mann sich das Leben nahm. Oder die vife achtzehnjährige Tessinerin, der man ohne jeden Zweifel zutraut, den Hof ihrer Eltern zu managen. Doch es fehlen die Kanten, die Klüfte, die echte Tiefe. sd

Daniela Schwegler, Stephan Bösch:
Landluft

Bergbäuerinnen im Porträt

256 Seiten, gebunden
viele Farbbilder
Rotpunkt Verlag, Zürich 2017
ISBN 978-3-85869-752-3
CHF 39.00
www.rotpunktverlag.ch

cover_alm_seele_600.jpg

Ein Buch für die Seele

Der erste Eindruck ist: A bissel brav, dieses Buch. Eine Frau erzählt von ihren Alpsommern in Oberbayern, von der guten Luft und dem einfachen Leben, und zwischendrin stellt sie ihre Alprezepte vor. Haut einen nicht vom Melkschemel. Alles ist vier Alpsommer lang exakt so, wie man sich das wünscht: Die Hütte wird zur zweiten Heimat, die Bauernfamilie zu engen Freunden, die Nachbarsennerinnen sind genau auf der gleichen Wellenlänge, der Arbeitgeber gibt jährlich vier Monate frei, der Mann versorgt daheim Haus und Garten – und auch die Kühe sind allesamt so umgänglich wie die im Buch vorkommenden Menschen. Nebenbei ist die Frau abends noch fit genug, um Besucher zu bewirten und Alphorn zu spielen.

Wie dem auch sei: Das Buch wirkt ehrlich. Es ist kein Lifestyle-Ding, keine Selbstdarstellung, sondern eine Schilderung mit echtem Herzblut und einer Portion Bescheidenheit. Mit Fotos, die keinen «interessanten Dreh» haben, sondern einfach nur Kühe zeigen oder Käse. Oder eben Sonnenuntergang. sd

Martina Fischer, Dorothea Steinbacher :
Die Alm – ein Ort für die Seele


240 Seiten, gebunden
Kailash 2016
ISBN 978-3-424631-18-0
CHF 26.90
www.randomhouse.de

cover_tuor_schnee_600.jpg

Du bist das, was du mit dir machen lässt

Am besten ist Leo Tuor, wenn er den widerborstigen Bergler gibt und mit wortscharfem Sackmesser den Touristen, den Behörden, den Stromherren, Tourismusfanatikern und Pfaffen an die Gurgel springt. Denn wenn einer seine Berge liebt, dann gibt er sie nicht einfach fürs Stopfen seiner Geldbörse her oder nur, weil es scheinheilige Obrigkeiten fordern. Tuors Worte sind so poetisch wie sezierend, manchmal heiter, oft bitterböse und meist erhellend. Selber im Sumvitg zu Hause, viele Jahre als Schafhirt auf der Greina und als Jäger in Cavrein unterwegs, richtet er seine Feldstecherrohre gleichermassen auf Tiere, Landschaft und Landsleute. Den erweiterten Blick holt er aus Büchern verstorbener Literaten und Philosophen, die ihm helfen im eigenen Tal nicht zu vermodern: «Ein Bergler sollte gebildet sein.» Die Erzählungen und Essays stammen aus den letzten 20 Jahren, einige wenige sind neben deutsch auf Rätoromanisch abgedruckt, Tuors Schreibsprache. Wer «Vom Schafe hüten» bereits aus dem «Handbuch Alp» kennt, kann den Text nun simultan auf Sursilvan lesen. «Ti eis tut, ti eis pastur, ti eis mazler, ti eis hetger, ti eis spindrera, ti eis cutsch, ti eis veterinari, ti eis quei che ti laias far cun tei.» gh

Leo Tuor:
Auf der Suche nach dem verlorenen Schnee

Erzählungen und Essays
 
224 Seiten, Leinen
Limmat Verlag, Zürich 2016
ISBN 978-3-85791-802-5
CHF 51.90, EUR 39.00
www.tuors.ch
www.limmatverlag.ch

cover_skaethi_alp_surgonda_600.jpg

Von Kleinhirten am Julierpass

Wenn einer in jungen Jahren als Kleinhirt auf der Alp war, vergisst er das nicht mehr. So auch Othmar Caviezel, Safranbauer und Geschichtenerzähler aus Tomils. Ob der achtjährige Toni, Hauptperson der Geschichte, sein Alter Ego ist, wissen wir als Lesende nicht, aber wie Caviezel stammt er aus Tomils und geht als Kleinhirt auf die Alp Surgonda am Julierpass. Anschaulich wird beschrieben, wie der Bub wacker seinen Hirt macht, im Alpteam unten durch muss und doch seine Freude findet, nicht zuletzt bei der Begegnung mit dem Käthi. Im zweiten Teil des Buches kommen ehemalige Alphirten von Surgonda zu Wort, die Bedeutung der Passstrasse wird erläutert, und eine kleine Alpchronologie schliesst das Büchlein ab. Gespickt sind die Texte mit historischen und aktuellen Bildern der Alp. gh

Othmar Caviezel:
S’Käthi vu dar Alp Surgonda

Eine Bündner Geschichte
 
156 Seiten, Taschenbuch
Verlag Desertina, Chur 2015
ISBN 978-3-85637-471-6
CHF 22.–
www.casanova.ch

cover_riesen_schlafen_600.jpg

Träumen ja, schreiben nein

Wie schön, hat sich der Traum der Autorin erfüllt, endlich mal als Sennerin im Südtirol einen Sommer z’Alm zu gehen. Schliesslich kann das nicht jeder. Dasselbe gilt leider auch fürs Schreiben. Ein Tagebuch, welches auch die langweiligen Tage von A bis Z nicht auslässt, dafür jegliche Aktivität der (anstrengend vielen) Alp-besucherInnen akribisch beschreibt und schreibstiltechnisch mühsam zu lesen ist, müsste nicht sein. Alpinteressierten und -neulingen empfehle ich deshalb, nicht das Buch zu lesen, sondern die Erfahrung gleich selber zu machen. Und danach kein Buch darüber zu schreiben. Danke schön. ln

Ruth Richter:
Wo die Riesen schlafen gehen

Mein Sommer auf der Alm

164 Seiten, Taschenbuch
Karin Fischer Verlag, Aachen 2015
ISBN 978-3-8422-4263-0
CHF 22.90 EUR 13.80
www.karin-fischer-verlag.de

cover_bille_theoda_500.jpg

Drama im Wallis

Eine verheiratete Frau findet in einem verheirateten Mann die grosse Liebe. Eine Situa­tion, die auch heute noch zum Drama führen kann – im ländlichen Wallis um 1900 ist sie undenkbar, absolut verboten. Kein Wunder, dass sich die Liebenden nur mit einem Verbrechen zu helfen wissen. Diese Geschichte endet böse, das ist von Anfang an klar. Warum sie trotzdem lesen? Weil sie wie keine andere eintaucht in die fremde Welt der Walliser Bauern und Bäuerinnen, die zwischen Tal, Berg und Alp nomadisierten. Eine flirrende, atemberaubende Schilderung aus der Sicht eines kleinen Mädchens – so genau, dass man das Gefühl nicht loswird, die Autorin sei dabei gewesen, im Alltag wie vor dem Schafott. «Theoda», 1944 erschienen, sei vielleicht ihr wichtigstes Buch geblieben, sagte S. Corinna Bille. «Als ich es schrieb, war sozusagen der ganze Fundus meiner Kindheit in mir, meine Jugend, alles.» Ja, Bille war dabei, auch wenn die Geschichte einige Jahrzehnte früher geschah. Grosse Literatur bringt solche Wunder zustande. Bettina Dyttrich

S. Corinna Bille:
Theoda

Neuübersetzung von Gabriela Zehnder
 
200 Seiten, gebunden
Rotpunktverlag, Zürich 2014
ISBN 978-3-85869-585-7
CHF 22.–, EUR 19.–
www.rotpunktverlag.ch

cover_traum_alp_600.jpg

Älplerinnen erzählen

Fünfzehn Frauen auf zwölf Alpen erzählen aus ihrem Leben und Alltag auf der Alp. Obwohl sich die Arbeit oft gleicht, hat jede Älplerin ihre eigene Geschichte wie sie zur Alp gekommen ist und warum sie noch oben ist. Eindrücklich, wie die 74-jährige Schafhirtin Josi Jauch Bergbauernhof, Alp plus Kinder gemanagt hat und daneben ihren invaliden Mann 25 Jahre gepflegt oder wie Anne Krüger ihrem Gespür folgend samt Familie zwischen Alp und Bauernhof in Patagonien wechselt. Tüpfchenweise werden Ingredienzien der Alpwirtschaft wie Lohn, Wolf, Touristen usw. angesprochen, aber leider nicht ausgeführt. Die Texte werden begleitet von respektvollen Fotos, die durchs Buch geblättert die Bandbreite der Berufsschaft Älplerinnen zeigt. Überflüssig erscheinen Wandervorschläge und Rezepte, da wäre Platz gewesen für einen vertiefenden Blick in den Trendraum Alp – wie er von der Werbung umgarnt, von der Touristik, Energiewirtschaft und der Politik umgestaltet wird. gh

Daniela Schwegler, Vanessa Püntener:
Traum Alp

Älplerinnen im Porträt
 
256 Seiten, gebunden
viele Farbbilder
Rotpunktverlag, Zürich 2013
ISBN 978-385869-557-4
CHF 39.50
www.rotpunktverlag.ch

cover_abendweide_500.jpg

Blick zurück

Eine kleine Zeitreise machen wir mit den Erinnerungen von Hans Schnyder, der im Kindergartenalter anfangs der Sechziger Jahre zwei Sommer mit seinem Vater und Vetter auf der Alp Aueren ob Netstal verbrachte. Manchmal etwas weit ausschweifend und dann wieder berührend detailreich nimmt uns Schnyder mit an den kargen Esstisch, unter die feuchten Hudlen der wenigen Kleider, zwischen die Arbeitsklauen seines Vaters, mit zum langwierigen Hüten auf die Weide und auch zu Momenten von Zufriedenheit. Das Buch ist keine Dokumentation, auch wenn Glarner Mundartausdrücke und Flurnamen – soweit möglich – erklärt werden. Es ist ein spannendes Zeitzeugnis (durch die Brille der Erinnerung gesehen) und man staunt, wie einfach die Älpler vor nur einem halben Leben lang gelebt haben. gh

Hans Schnyder:
Abendweide

Das einfache Leben auf einer Glarner Alp
 
231 Seiten, gebunden
Verlag Baeschlin, Glarus 2013
ISBN 978-3-85546-256-8
CHF 34.00
www.baeschlin.ch

cover_schaeferstunden_500.jpg

Nicht unamusant, aber unnötig

Erlebnisberichte von Einsteiger ins Alpleben scheinen en vogue. Man kann froh sein über jedes Buch, dass geschrieben, aber nicht veröffentlicht wird. «Schäferstunden» wurde leider. Selbsterzähler ist ein Fotograf, dessen Firma pleite ging, was ihn dazu bewog, das Abenteuer seines Lebens zu wagen: die Alp. Mit dem Rüstzeug an Erfahrung von vier Schafen im heimischen Garten zieht er los auf eine Schweizer Alp mit tausend Schafen. Der geneigte Leser erfährt so einiges an «wissenswerten» Tipps: Die Schafe futtern Enziane, es wird von oben nach unten geweidet, Feuerzeuge funktionieren auf der Alp nicht, Gämsen stehen in der Schweiz unter Artenschutz und dürften nicht gejagt werden. Ärgerlich neben den Falschaussagen sind die völlig unecht verdialekten Reden der schweizerdeutschen Bauern oder dass Hunde, Tochter, Alpmeister alle einen Namen haben, nur die Freundin, die er schweren Herzens für die Alpzeit verlassen musste, heisst bis weit ins Buch nur Freundin. Nicht unamusant das Ganze, aber unnötig auf jeden Fall. gh

Joe Rißmann und Claudia Nehm:
Schäferstunden

Mein Leben als Hirte auf der Alp
 
206 Seiten, gebunden
Lübbe Verlag, Köln 2013
ISBN 978-3-7857-2474-3
CHF 24.50

cover_mistviecher_500.jpg

Knowhow aus Austria

Tobias Micke, Journalist und Stadtmensch, verspürte den Drang, auf einer «Alm» den Draht zur Natur und sich selbst zu finden und arbeitete deshalb drei Sommer lang als Hirte auf einer Kuhalp in Kärnten. Er schreibt frisch von der Leber weg, wie er seine Hirtstelle gefunden hat, wie man eine Kuh von Hand richtig melkt, was ihm über den Einsamkeitskoller hinweg geholfen hat, wie ein österreichischer Älpler kocht und welche Experimente er beim Käsen weiterempfehlen kann. Es mag uns seltsam anmuten, dass man in Österreich morgens mit dem Fahrrad zu seiner Herde radelt, aber Micke scheint sich in seinen drei Jahren Alp einiges Knowhow zugelegt zu haben. Seine «Hirtentipps» jeweils am Ende jeden Kapitels sind dementsprechend ernst zu nehmen, auch wenn die Selbstironie durch die Seiten pflüttert wie frische Fladen ab der Kuh. Das Buch wendet sich in erster Linie an Neugierige und Alpneulinge. Doch auch erfahrenen Hirten kann dieser Ratgeber durchaus positiv auf die Lachmuskulatur wirken. ln

Tobias Micke:
Mistviecher

Wie ich ausstieg, um Kühe zu hüten
 
253 Seiten, Taschenbuch
Droemer Knaur, München 2012
CHF 14.90
ISBN 978-3-426-78551-5

Seite 2 von 5
(Total Einträge 48)