Mit Hilfe der Kolkraben
Geschichtlich beginnt das Buch im 16. Jahrhundert mit hölzernen Gämsfallen und dem Ausgraben von Murmeltieren, konzentriert sich dann aber ausführlich auf die Jahre 1910 bis 2014. Haller hat lange recherchiert und legt Fälle von Wilderei (und Morde an Wildhütern) sachlich dar, mittels Karten, Diagrammen und Bildern. Im Nationalpark sind Zahlen zur Wilderei bekannt: In 100 Jahren wurden 77 Wildererbeuten festgestellt: 34 Gämsen, 28 Rothirsche, 9 Alpensteinböcke, 3 Rehe und 3 Steinadler. Rundherum schleicht sich jedoch die Dunkelziffer: Da die Gesetze in den drei Ländern unterschiedlich streng sind, wird Wild über die Grenze getrieben oder mit Salzlecksteinen in das Land mit den weniger straffen Gesetzen gelockt. Die Ausführungen zur heutigen Lage zeigen, dass die Wilderei im Dreiländereck zurückgegangen ist, wenn sie auch in Italien noch beliebter ist als in Österreich oder der Schweiz.
Haller versucht ferner den Gründen von Wilderei nachzugehen, Verständnis hat er indes nicht. Sein Psychogramm zu den modernen Wilderern: Es habe darunter «Draufgänger ebenso wie Duckmäuser, Machtmenschen und Materialisten, Rebellen wie Romantiker und viele andere». gh
Heinrich Haller:
Wilderei im rätischen Dreiländereck
Grenzüberschreitende Recherchen mit einer Spurensuche bis nach Tibet
gebunden, 304 Seiten
Haupt Verlag, Bern 2016
ISBN 978-3-258-07965-3
CHF 39.–
www.haupt.ch