Bücher

Älplerinnen erzählen

Fünfzehn Frauen auf zwölf Alpen erzählen aus ihrem Leben und Alltag auf der Alp. Obwohl sich die Arbeit oft gleicht, hat jede Älplerin ihre eigene Geschichte wie sie zur Alp gekommen ist und warum sie noch oben ist. Eindrücklich, wie die 74-jährige Schafhirtin Josi Jauch Bergbauernhof, Alp plus Kinder gemanagt hat und daneben ihren invaliden Mann 25 Jahre gepflegt oder wie Anne Krüger ihrem Gespür folgend samt Familie zwischen Alp und Bauernhof in Patagonien wechselt. Tüpfchenweise werden Ingredienzien der Alpwirtschaft wie Lohn, Wolf, Touristen usw. angesprochen, aber leider nicht ausgeführt. Die Texte werden begleitet von respektvollen Fotos, die durchs Buch geblättert die Bandbreite der Berufsschaft Älplerinnen zeigt. Überflüssig erscheinen Wandervorschläge und Rezepte, da wäre Platz gewesen für einen vertiefenden Blick in den Trendraum Alp – wie er von der Werbung umgarnt, von der Touristik, Energiewirtschaft und der Politik umgestaltet wird. gh

Daniela Schwegler, Vanessa Püntener:
Traum Alp

Älplerinnen im Porträt
 
256 Seiten, gebunden
viele Farbbilder
Rotpunktverlag, Zürich 2013
ISBN 978-385869-557-4
CHF 39.50
www.rotpunktverlag.ch

Blick zurück

Eine kleine Zeitreise machen wir mit den Erinnerungen von Hans Schnyder, der im Kindergartenalter anfangs der Sechziger Jahre zwei Sommer mit seinem Vater und Vetter auf der Alp Aueren ob Netstal verbrachte. Manchmal etwas weit ausschweifend und dann wieder berührend detailreich nimmt uns Schnyder mit an den kargen Esstisch, unter die feuchten Hudlen der wenigen Kleider, zwischen die Arbeitsklauen seines Vaters, mit zum langwierigen Hüten auf die Weide und auch zu Momenten von Zufriedenheit. Das Buch ist keine Dokumentation, auch wenn Glarner Mundartausdrücke und Flurnamen – soweit möglich – erklärt werden. Es ist ein spannendes Zeitzeugnis (durch die Brille der Erinnerung gesehen) und man staunt, wie einfach die Älpler vor nur einem halben Leben lang gelebt haben. gh

Hans Schnyder:
Abendweide

Das einfache Leben auf einer Glarner Alp
 
231 Seiten, gebunden
Verlag Baeschlin, Glarus 2013
ISBN 978-3-85546-256-8
CHF 34.00
www.baeschlin.ch

Nicht unamusant, aber unnötig

Erlebnisberichte von Einsteiger ins Alpleben scheinen en vogue. Man kann froh sein über jedes Buch, dass geschrieben, aber nicht veröffentlicht wird. «Schäferstunden» wurde leider. Selbsterzähler ist ein Fotograf, dessen Firma pleite ging, was ihn dazu bewog, das Abenteuer seines Lebens zu wagen: die Alp. Mit dem Rüstzeug an Erfahrung von vier Schafen im heimischen Garten zieht er los auf eine Schweizer Alp mit tausend Schafen. Der geneigte Leser erfährt so einiges an «wissenswerten» Tipps: Die Schafe futtern Enziane, es wird von oben nach unten geweidet, Feuerzeuge funktionieren auf der Alp nicht, Gämsen stehen in der Schweiz unter Artenschutz und dürften nicht gejagt werden. Ärgerlich neben den Falschaussagen sind die völlig unecht verdialekten Reden der schweizerdeutschen Bauern oder dass Hunde, Tochter, Alpmeister alle einen Namen haben, nur die Freundin, die er schweren Herzens für die Alpzeit verlassen musste, heisst bis weit ins Buch nur Freundin. Nicht unamusant das Ganze, aber unnötig auf jeden Fall. gh

Joe Rißmann und Claudia Nehm:
Schäferstunden

Mein Leben als Hirte auf der Alp
 
206 Seiten, gebunden
Lübbe Verlag, Köln 2013
ISBN 978-3-7857-2474-3
CHF 24.50

Knowhow aus Austria

Tobias Micke, Journalist und Stadtmensch, verspürte den Drang, auf einer «Alm» den Draht zur Natur und sich selbst zu finden und arbeitete deshalb drei Sommer lang als Hirte auf einer Kuhalp in Kärnten. Er schreibt frisch von der Leber weg, wie er seine Hirtstelle gefunden hat, wie man eine Kuh von Hand richtig melkt, was ihm über den Einsamkeitskoller hinweg geholfen hat, wie ein österreichischer Älpler kocht und welche Experimente er beim Käsen weiterempfehlen kann. Es mag uns seltsam anmuten, dass man in Österreich morgens mit dem Fahrrad zu seiner Herde radelt, aber Micke scheint sich in seinen drei Jahren Alp einiges Knowhow zugelegt zu haben. Seine «Hirtentipps» jeweils am Ende jeden Kapitels sind dementsprechend ernst zu nehmen, auch wenn die Selbstironie durch die Seiten pflüttert wie frische Fladen ab der Kuh. Das Buch wendet sich in erster Linie an Neugierige und Alpneulinge. Doch auch erfahrenen Hirten kann dieser Ratgeber durchaus positiv auf die Lachmuskulatur wirken. ln

Tobias Micke:
Mistviecher

Wie ich ausstieg, um Kühe zu hüten
 
253 Seiten, Taschenbuch
Droemer Knaur, München 2012
CHF 14.90
ISBN 978-3-426-78551-5

z’Alm gehen

Lassen wir mal den Titel beiseite und reden wir schon gar nicht über den Untertitel, ausser mit einem Satz: Wer das wahre Leben kennt und sogar in Worte fassen kann, dem misstraue ich, auch wenn es eine Frau ist, und vor allem, wenn sie noch so übertrieben glückselig vom Cover lächelt. Damit aber hat sich meine Kritik. Ich habs gern gelesen, wie sich Michalke auf ihrer ersten Alm sperrig der Hütte, den Bauern, den Tieren nähert und wie sie sich von ihrer anfänglichen Ungeschicklichkeit zur «wahrhaften» Sennerin mausert. Sie schreibt präzise, geradlinig und mit viel Selbstironie, das ist erheiternd, unterhaltend und manchmal sogar lehrreich fürs eigene Leben. Wer das z’Alm gehen besser bleiben lässt – weil er dort nicht hinpasst –, aber trotzdem Bergluft schnuppern will, ist mit der Lektüre gut bedient. gh

Karin Michalke:
Auch unter Kühen gibt es Zicken

Das wahre Leben auf der Alm
 
272 Seiten, gebunden
mit einigen Bildern und Rezepten
Piper Verlag, München 2012
ISBN 978-3-89029-413-1
CHF 28.90
www.piper.de

Schafhirt auf der Greina

Eine Schäferidylle ist Leo Tuors Buch nur für kurze Momente. Sein Giacumbert Nau erfreut sich zwar an den Prozessionen der Schafe, verhöhnt aber jene der Menschen. Tours Buch ist sinnliche Brachialpoesie in rätoromanisch und deutsch über das Leben eines Schafhirten auf der Greina. Giacumbert lässt seine Galle erzählen von den falschen Herren, von den falschen Pfaffen, von den falschen Bauern, von der heimtückisch wahrhaftigen Greina, von den Schafen, die Perlenschnüren gleich entlang den Hängen ziehn, von zu lauten Munggen. Durch die Hütte ziehen Nebel und stieben Schneeflocken, da bringt Albertina Feuer und Gerüche aus einer anderen Welt, und die Schafe ziehen weiter ihre Schnüre... Ein Klassiker der rätoromanischen Bergliteratur, erstmals erschienen 1998 im Octopus Verlag. gh

Leo Tuor:
Giacumbert Nau

Bemerkungen zu seinem Leben
rätoromanisch und deutsch
 
Limmat Verlag, Zürich 2012
gebunden
ISBN 978-3-85791-679-3
CHF 38.50
www.limmatverlag.ch

Am einen Ort

An einem eng umgrenzten Ort kann man Ordnung in seinem Leben schaffen. Nicola Reiter verbringt acht Wochen auf einer Schweizer Berghütte, zusammen mit dem Hüttenwart Pius. Reiter schreibt Tagebuch, fotografiert täglich vom selben Standort die Aussicht (meistens grau) und erstellt eine akribische Liste aller Hütteninnereien. Ab Tag neun notiert sie neben Wetter und Anzahl Gästen auch den Countdown bis zur Heimreise. Ihre Auseinandersetzung mit sich selber, mit Pius und den Gästen, liest sich unerwartet spannend. Gerade weil nicht viel passiert, bekommen alltägliche Dinge wie ein Telefonat mit dem sich entfernenden Freund in Dubai, der Wetterbericht oder das Drücken des falschen Knopfes beim Fernseher ihre Bedeutung. Ein schmuckes Stück Buch, ein Geheimtipp. gh

Nicola Reiter:
Firn

Aufzeichnungen am Gletscher
 
256 Seiten, mit SW-Fotos
gebunden, Lesebändchen
Spector Books, Leipzig 2012
ISBN 978-3-940064-38-7
CHF 37.90
www.spectorbooks.com

Experiment Alp

Die Alp gehört heute als Event zur eigenen Biografie: «Das musst du mal gemacht haben, so einen Alpsommer...» Die Kulturwirtschafterin Daniela Nuber zieht gemäss ihrem inneren Antrieb aus der Stadt auf eine Österreicher Alm, erlebt, was wir alle auch erlebten beim ersten Mal: Es kann hart sein und es kann schön sein. In einem mit Tipps und Erfahrungen erweiterten Tagebuch beschreibt sie ihre Gefühle und Erlebnisse mit den Tieren, den Nachbarälplerinnen, der Hütte, der Küche, der Aussicht und der Reinigung in mancherlei Hinsicht. Das ist angenehm zu lesen und wird mit vielen Bildern unterhaltsam dargeboten. Eine hilfreiche Lektüre für Alpneulinge, die es noch gar nicht sind. gh

Daniela Nuber:
Mein Almsommer

Von der Stadt in Berge
 
Ulmer Verlag, Stuttgart 2012
ISBN 978-3-8001-7795-0
CHF 35.40 | EUR19.90
www.ulmer.de
http://almsommer.wordpress.com/

100% authentisch

Pia’s Zauber spricht aus jeder ihrer Zeilen. Eine Wanderin zwischen den Welten. Nicht nur den realen, sondern auch denen jenseits des Schleiers, den geistigen. Sie gewährt uns Einblicke in die abenteuerliche Welt einer «echten» Älplerin, in ihre Gefühle, Gedanken und sogar ein wenig in ihre Seele.
IHR LEBEN, kompromisslos und echt, geerdet und mit sich im reinen.
Wer könnte das schon von sich behaupten? (Johanna Glas)

Pia Solèr:
Die Weite fühlen

 
weissbooks Verlag, Frankfurt am Main, 2011
ISBN 3-86337-009-0
CHF 21.90 EUR 15.–
www.weissbooks.com

Menschen am Berg

Acht Geschichten und Reportagen über Menschen, die am Berg leben oder eine Beziehung zu den Bergen haben, darunter ein Portrait der Älplerfamilie Wehrli aus dem Jura: «Die Tiere und der Berg brauchen uns. Es ist ja sonst keiner da.» Exakte Beobachtungen von Menschen am Berg, die von ihm gefangen, begeistert oder einfach mit ihm unumstösslich verbunden sind. Ein hübsches Stück Buch, ein manchmal wehtuend melancholisches Stück Literatur, eine schlussendlich persönliche Annäherung der Autorin an den Berg, den sie in der Kindheit verabscheut hat.

Eigentlich müsste das schief gehen, wenn eine Städterin in die Berge zieht um Menschenleben schriftlich zu fixieren. Da müsste es kitschig, heimelig und donnergrollend werden. Aber Melanie Mühl recherchiert die Fakten und schmückt ihre Geschichten mit teilnehmenden Respekt vor den Menschen, die ihr schlussendlich doch fremd bleiben. Unsere Buchempfehlung. (gh)

Melanie Mühl:
Menschen am Berg


Nagel & Kimche, Zürich 2010
ISBN 978-3-312-00453-9
CHF 26.90

Im Fadenkreuz

Die Jäger waren mir als Älpler nie besonders lieb, machen sich in der Hütte breit, tun einem mit Bier schön, um dann zu sagen, wo man mit dem Vieh weiden soll, feldstechern einem am Tage bis ans stille Örtchen nach. «Settembrini» ist ein Buch über die Jäger, über die Jagd, über das Töten und Entschwinden. Etwas genauer über die Zwilingsonkel von Leo Tuor, die unstandesgemäss ihren Homer gelesen haben und ihrem Neffen das Jagen und Schiessen beibringen als sei es die Essenz des Lebens. Ein Buch voll treffsicherer Weisheiten mit Schüssen schelmischen Augenzwinkerns. Rauh, bissig, närrische, träff.

Kostprobe: «Jäger und Hirt seien in ihren tiefsten Innern Heiden etwa gleichen Kalibers (...). Für beide sei das Kreuz eine rein praktische Einrichtung. Dem Jäger ein Faden linksrechts und einer von oben nach unten, im Schnittpunkt ein Tier. Dem Hirten eine senkrechte Holzlatte zum Ableiten des Blitzes und eine waagrechte zum Aufhängen der Hosen.» Nicht das mir jetzt die Jäger symphatischer wären, aber nun habe ich ein Buch, dass ich ihnen schenken kann, in der Hoffnung, sie werden mitlachen. gh

Leo Tuor:
Settembrini

Leben und Meinungen
 
Limmatverlag, Zürich 2011
ISBN 978-3-85791-624-3
CHF 38.–
www.limmatverlag.ch

Siebenmal Sommer und siebenmal Winter

Die Sontga Margriata ist eine jener Sagengestalten, die als Junge verkleidet auf einer Alp arbeitet und im siebten Sommer vom Handbub als Frau erkannt wird. Der Bub widersteht allen Versprechungen Sontgas zu Glück und Wohlhaben, falls er das Geheimnis wahre. Er jedoch beharrt darauf, es dem Senn zu erzählen. So verlässt Sontga Margriata die Alp und zurück bleiben Geröll und Gletscher.

Ausgehend von der Sage erzählt Paul Bänziger die Geschichte neu. Sieben Sommer steigt Ingy Agni, ein Zwischenwesen, eine Diale, auf die Blumenalp. Den Winter verbingt sie mit mythischen Gestalten in einer Zwischenwelt. Als Zusenn hält Ingy schützend ihr Hand über Vieh, Alp und Käse. Auf die MitälplerInnen wirkt sie verwirrend und erotisch, oft auch philosophisch erhellend. Die wiederkehrenden Sommer nimmt Bänziger zum Anlass, den menschlichen Fortschrittsglauben exemplarisch auf dem kleinen Platz Alp aufzuzeigen. Fegt Unwetter die Alpgebäude weg, tauchen alsbald Baumaschinen auf. Dabei bleibt wenig Raum für feinstoffliche Wesen. Ingy selber versucht sich in der vorgeschriebenen Sage zurecht zu finden, ist sich ungewiss, ob sie Sontga Margriata ist oder ihr nur gleicht. Die Geschichte ist spannend zu lesen, man taucht in den Kosmos der mythischen Welt ein, ohne dass es zu esoterisch wird. Schön, wie ÄlplerInnen und BäuerInnen erheiternd beschrieben sind. gh

Paul Bänziger:
Die Sommer und Winter der Sontga Margriata


IKOS-Verlag, Theilingen 2002, geb., 448 Seiten
CHF 39.–
ISBN 3-906473-17-1

Garantiert nicht romantisiert

Wer einen fliessenden Alproman ohne Ecken und Kanten erwartet, wird mit «Sez Ner» von Arno Camenisch nicht glücklich werden. Wer sich allerdings einlässt auf die eindringliche Wirklichkeit dieser Alpzeit in der Surselva, findet Gedankenfetzen die vorüberschweben, Erinnerungssplitter die weh tun oder Tagesrückblicke die Schmunzeln auslösen. Überrollten mich Düsternis und Lieblosigkeit beim Lesen, liess ich meine Augen schweifen und genoss den zu drei Vierteln unverständlichen romanischen Text auf der linken Seite.

Ein guter Einstieg in den «Sez Ner» ist der Besuch einer Autorenlesung. Camenischs sonore Stimme, in Rumantsch und verschweizertem Deutsch, tröstet über die garantiert nicht romantisierte Atmosphäre auf der Alp hinweg und löst Neugierde aus. Wie geht’s wohl weiter mit der Nachbarhirtin, die ihren Hund zum kastrieren gebracht hatte und dem Zusennen, der dem sennenden Grobian entflieht und mit ihr die Alpliebe geniesst? Gibt’s noch mehr Lebensweisheiten vom alten Linus, wird die Antenne bis zuletzt halten, und wieso flicken sie die Karette nicht? Wehrt sich der geplagte Schweinehirte endlich und behält der Kuhhirte den Weitblick trotz endloser Arbeit? Ich fische links und rechts lesend nach Kuhnamen, versuche mich an rätoromanischer Aussprache und suche Stellen zum einhaken und wohlig fühlen, weil es doch auch so schön sein kann. eh

Arno Camenisch:
Sez Ner

 
Urs Engeler Editor, 2009
CHF 36.–
ISBN 978-3-938767-63-4
www.arnocamenisch.ch
www.engeler.de

Am Schluss sind alle tot

Zwanzig Jahre nach einem schrecklichen Unglück beschliessen die Einwohner eines Dorfs im Wallis, ihr Vieh wieder auf die Alp Sasseneire hinaufzuschicken. Dort bahnt sich bald neues Unheil an: Eine Seuche bricht aus, die Sennen sind zu strikter Quarantäne gezwungen, einer nach dem andern erliegt der Angst oder verfällt dem Wahnsinn. Mit unheimlicher Magie erfasst dieser 1926 erstmals publizierte grosse Bergroman seine Leser.

«Besonders ist auch das poetisch dichte Erzählen: gleich einem rasch geschnittenen Film ziehen die Bilder und Momentaufnahmen vom Untergang eines Bergdorfes vorbei, durch eine geschickte Zeitstruktur, in der die Vergangenheitsform immer wieder vom Präsens unterwandert wird, suggeriert der Text Kamerawechsel, Beschreibungen lesen sich wie Drehbuchanweisungen. Ein Erzählen, das streckenweise schwindlig macht.» (Katrin Schumacher, Deutschlandradio Kultur, 21.10.09)

Charles Ferdinand Ramuz:
Die grosse Angst in den Bergen

 
Kollektion Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag, München 2009
CHF 31.90
ISBN 978-3-312-00445-4
www.hanser-literaturverlage.de

Alpen, sömmern und der ganze Rest

«Wenigstens noch hundert Jahre!» möchte Ute Braun als Hirtin auf der Alp verbringen. Seit über 20 Jahren zieht es sie aus ihrem «normalen» Leben als Heilpraktikerin, den Sommer über in die Schweizer Berge. In ihrem Buch nimmt sie uns mit auf «ihre» Alp und lässt uns teilhaben an dieser bodenständigen Welt voller Farben, Gerüche, Düfte, Licht und Leben, aber auch an der harten und oft mühseligen Arbeit und den Anfällen von Einsamkeit.

Doch für diese Frau ist gegen alle Unbilden ein Kraut gewachsen. Sie meistert jede Aufgabe mit Hingabe und Humor, öffnet ihr Herz für Gott und die Welt und lässt uns teilhaben am Glück des ursprünglichen Lebens. Bildhaft erzählt sie uns über den erlernten Umgang mit dem Vieh, gefolgt vom teils schmerzlichen Abschied im Herbst, der Schönheit eines sternenübersäten Himmels und den alltäglichen Überraschungen eines Alpsommers. Ein aufrichtiger Bericht – ganz nah an den Realitäten des Lebens und dennoch mit viel Platz für Sinnlichkeit und Fantasie. (Ruth Oberhollenzer)

Ute Braun:
Alpsommer

Mein neues Leben als Hirtin
 
Ehrenwirth/Lübbe Verlag, 2008, geb., 255 Seiten
CHF 34.90
ISBN 978-3-431-03742-5
www.luebbe.de
www.utebraun.de

Diesmal erzählt das Vreneli

Das Vreneli ist nicht wie andere Kinder. Schon über seine Eltern kursieren im Tal die seltsamsten Gerüchte, und als die Mutter früh stirbt, heisst es, der Vater habe mit bösen Mächten paktiert. Das Vreneli soll fort von ihm und auf die Schule, doch lernt es lieber das zwielichtige Handwerk des Zauberns und streicht in Gestalt eines roten Füchsleins über die zerklüfteten Berge und Gletscher. Nachdem es die Tochter eines reichen Fabrikanten aus der Gefangenschaft eines Hexers gerettet hat, verfolgt der es mit Wut und Ausdauer. Bald darauf trifft das Vreneli den Waisenknaben Melk, einen jungen Sennen, ein Quatemberkind wie sie — und spürt ein Sehnen, das sie bis dahin nicht gekannt hat. Doch bringt der Fluch des Hexers auch den Melk in Gefahr … gh

Tim Krohn:
Vrenelis Gärtli

 
Eichborn Verlag, Frankfurt 2007
Hardcover
ISBN 978-3-8218-0774-4
CHF 39.90
www.eichborn.de

Wenn die Toten lenken

Nach dem Lesen schnaufe ich auf. Toll, habe ich jetzt gerade ein Buch gelesen oder einen Film geschaut? Die Kino-im-Kopf-Bilder hallen noch durch meine Hirngänge, dort wo der Lese-Projektor hockt. Augstburger bestsellert mit einem episch angelegten und hippen «Heimatroman» über die Insassen eines Walliser Bergdorfes. Alles ist in der Geschichte verpackt: Liebe und Tod, Eifersucht und Rache, Familie und Fehde, alte Mythen und späte Rache, runterpolternde Steinmassen, Rettung in letzter Minute, Versöhnung – dies hübsch gewürzt mit Splittern unverständlichen Wallisertiitsch. Dazu lernen wir Historisches über die Suonen, den Merkhammer, die Arbeitsbedingungen im Stauwerkstollen, den ewigwährenden Fortschrittsglauben und die Ausweglosigkeit als Mensch vorwärts zu kommen. Fein, dass uns hier die Natur und die Toten etwas helfen. Wie auch Kauers «Spätholz» ein Buch, dass man lesen darf, soll und muss. gh

Urs Augstburger:
Graatzug

 
bilgerverlag Zürich 2007
schön gebunden
ISBN 978-3-908010-84-5
CHF 39.–
www.bilgerverlag.ch

Unentbehrlich wie Salz

Wenn Jörg Wäspi Feder, Schreibmaschine, Laptop oder Kugelschreiber zur Hand nimmt und Erinnerungen durch seine Finger fliessen lässt, entsteht Poesie, die in Worte fasst, was wir immer schon mal ausdrücken können wollten. Wovon wir in Tagträumen schwadronieren, was uns das Herz zum überlaufen bringt oder wie es sich frierend zurückzieht, er fängt es gewandt ein. Vom Salz des Lebens schreibt er, sei’s zuviel, zuwenig oder genau richtig; und wie Salz sprenkelt er seine Gedanken über die Seiten des kleinen Bändchens, auf dass wir unsern Morgenkaffee, eine kurze Pause, die Momente vor dem Einschlafen oder den winterlichen Alpsehnsuchtsanfall mit seinen Gedichten über Mensch, Tier, Berg, Stadt, Leben und Liebe würzen. eh

Jörg Wäspi:
flucht und heimat

 
zalpverlag Mollis 2007
57 Gedichte, einige Bilder, ein Lesebändchen
Fr. 29.–
www.zalpverlag.ch

Ein zartes, feines Buch

Der jüdische Journalist Sam Apple begegnet in New York einem österreichischen Wanderschäfer, der jiddische Lieder singt, zum einen vor Publikum, zum anderen seinen sechshundert Schafen. Er beschliesst Hans Breuer auf der Winterweide und der Alp zu begleiten, um mehr über ihn zu erfahren. Sam Apple möchte zudem seinen jüdischen Wurzeln nachgehen und herausfinden, wie die österreichische Gesellschaft ihre Judenfeindlichkeit während des zweiten Weltkriegs verarbeitet hat.

Auf der Alp findet Sam Apple keine Idylle. Er hat die falschen Schuhe und ungenügende Muskeln mit. Zudem hatte er sich nicht vorgestellt, dass ein Berg steil sein kann und das Wetter oben unfreundlicher als im Central Park. Die Schafe machen nicht, was sie machen sollen und Sam hat Angst, von den Hirtenhunden die Tollwut zu kriegen. Hans Breuer singt zwar seinen Schafen jiddische Lieder vor, streitet sich aber heftig mit seiner Frau und bleibt Sam weiterhin ein Rätsel mit lückenhaftem Lösungswort. Die angetroffenen Österreicher zeigen sich ihm weitgehend judenfeindlich und wollen lieber nicht auf ihre Vergangenheit angesprochen werden.

Sam Apples Bericht ist sehr persönlich gehalten, er ist sich selber immer wieder unangenehm im Wege und versteht die Welt, die er beschreiben will, nur zaghaft. Das ist schön zu lesen. gh

Sam Apple:
Schlepping durch die Alpen

Ein etwas anderes Reisebuch
 
Atrium Verlag, Zürich 2007
gebunden
ISBN 978-3-85535-00-1
CHF 34.90
www.atrium-verlag.com

Ein Heimatroman!

Liegts ächt an der Gattung, dass der neueste Roman des Präsidenten des Schweizerischen Schriftstellerverbandes, Tim Krohn, bisher eher wenig Resonanz fand? An der Geschichte jedenfalls kanns nicht liegen, die hat das Zeug für einen veritablen Bestseller, ist eingängig und hintergründig, spannend und witzig – schlicht hinreissend. In Quatemberkinder lässt uns der im Glarnerland aufgewachsene Autor in eine Welt voller Zauber und Mythen eintauchen, greift auf Sagen und Geschichten zurück und schreibt sie neu – in einer mit den gspässigsten Mundartausdrücken durchsetzten Sprache, dass es eine meineidige Freud ist. Der Autor hat Dutzende bekannte und weniger bekannte Alpensagen ausgegraben und ihnen für diesen Roman das Fleisch an die Knochen zurückgezaubert. Der Rezensent ist ansonsten nicht der Meinung, dass unser heutiges Alppersonal auf den qualitätsgesicherten Alpen zwischen dem Melken, vor dem Auspladen oder auf der Weid unbedingt vom Alpen und nichts anderem sollte lesen, möchte aber bezüglich der Quatemberkinder eine unbedingte Empfehlung aussprechen. (Christian Brassel)

Tim Krohn:
Quatemberkinder

und wie das Vreneli die Gletscher brünnen macht
 
Eichborn Verlag, Frankfurt 2002
Paperback
ISBN 978-3-8218-0703-4
CHF 29.50
www.eichborn.de

Fast alles andere bleibt Wiederholung

«Wir Hirten sind nicht besser als die anderen, aber wir flüchten in die richtige Richtung ...» DAS Buch für und über das z’Alp-gehen. Fast alles andere bleibt Wiederholung.

Rochat beschreibt seinen ersten Sommer 1971 auf einer Rinderalp im Jura und behandelt alle Themen rund ums Hirtendasein. Angefangen bei den täglichen Verrichtungen, seziert er die Bauern, sinniert über die Vorzüge einer Alpgenossenschaft gegenüber privaten Alpen, erzählt vom Besuch, der keine Lebensmittel mitbringt und die Speisekammer plündert, lästert über die KB, über die Touristen und, und, und. Alles kurz und bündig, ein Satz und Punkt. Geschrieben in einer Sprache, die begeistert und es schwer macht das Buch zur Seite zu legen. Man erkennt sich wieder von der ersten Seite an. Hervorragend geeignet, um es einem Alpneuling am Ende seines ersten Sommers zu überreichen und nach dem Lesen zu fragen: «Und ?!» (Michael Jocher)

Jean-Pierre Rochat:
Hirt ohne Sterne

 
Zytglogge Verlag, Oberhofen 1986
ISBN 978-3-7296-0233-5
CHF 28.–
vergriffen

Das abenteuerliche Leben eines Älplers

Für einmal kein Buch über, sondern von einem Älpler. Michel-Joseph Braillard, Spross einer seit Jahrhunderten im Greyerzerland heimischen Bauernfamilie, hat das Älplerleben quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Auch heute noch, im fortgeschrittenerem Alter von 66 Jahren, geht er z'Alp. Dazwischen aber hat er viel von der Welt gesehen. In einer einfachen, aber bilderreichen Sprache erzählt er von seiner bäuerlichen Herkunft, seinem beruflichen Werdegang als Viehzuchtexperte und seinen ersten Versuchen mit der Mutterkuhhaltung und als Produzent von Natura Beef im Zürcher Unterland. Im Mittelpunkt steht der langjährige Aufenthalt in der Dominikanischen Republik, wo er zusammen mit seiner Familie mit viel Improvisations- und Innovationswillen gegen grosse, manchmal gar lebensgefährliche Widerstände eine etwas heruntergekommene Hazienda wieder auf den Vordermann bringt. Französische Ausgabe. an

Michel-Joseph Braillard:
L'Armailli aventurier

 
Les editions de l'Aire, Vevey 2010
ISBN 978-2-88108-916-9
CHF 30.–
www.editions-aire.ch

Estive

«Que fait un tropeau lorsqu'il est formé? Il se déforme. Il faut le reformer. Je pense beaucoup à toi. Sisyphe.» Estive est un récit où l’auteur romance un été de berger en charge d'un troupeau de moutons. Ce carnet de route dans une vallée alpine fait partager au lecteur, tout au long de recontres inattendues, d'images poétiques et de réflexions philosophiques, le quotidien difficile des paysans et des bergers. Le livre n'est pas seulement un témoignage mais un «récit d’apprentissage».

Ce texte à l'écritue fragmentée, incisive et ironique, interpelle autant la dysneylandisation des Alpes que l'aspect devenu exotique des métiers ruraux de montagne. (Klappentext)

Blaise Hofmann:
Estive

 
Editions Zoe 2007
ISBN 978-2-88182-592-7
CHF 28.00
www.editionszoe.ch
www.blaisehofmann.com

Der reiche Klang des einfachen Lebens

Inmitten einer traumhaften Landschaft, an der Grenze zur Dordogne, wurde Marie des Brebis als Säugling von einem Schäfer unter einem Wacholderbusch gefunden. Die Natur war von Anfang an ihr Lehrmeister, der sie in die Weisheiten des Lebens einweihte. Voller Hingabe hat Marie für ihr kleines Glück gearbeitet. Und obwohl sie manch schwere Zeit überstehen musste, hat sie das Vertrauen in das Schicksal und in einen Sinn auch der schweren Erfahrungen des Lebens nie verloren. Der Verlust ihres ersten Kindes, die harte Arbeit ihres Mannes im Steinbruch, die ihn schließlich seine Gesundheit kostete, die Angst um den Sohn, der sich im Zweiten Weltkrieg den Widerstandskämpfern anschloss, das schwere Los der geliebten Tochter im fernen Paris – Marie des Brebis hat es verstanden, aus all diesen Prüfungen ungebrochen hervorzugehen und Kraft zu schöpfen aus der Liebe zu allen Dingen und zur Natur. Klappentext

Christian Signol:
Marie des Brebis

Der reiche Klang des einfachen Lebens. Eine Biografie
 
Gebunden, 192 Seiten
Urachhaus, 18. Auflage 2018
ISBN 978-3-8251-7580-1
CHF 24.90
www.urachhaus.de

Direkt aus dem Leben

Die Alp, ein Tummelplatz für Egoisten und Naturschwärmer mit Integrationsproblemen? Worin unterscheiden wir uns so gross vom normalen Arbeiter, wenn wir da oben von sehr früh bis spät schuften, um es schliesslich als angenehm zu empfinden, frühzeitig ins Bett zu fallen und gegebenenfalls noch frühzeitiger mit schmerzenden Händen wieder zu erwachen?

Alpfieber ist der richtige Titel für das Buch. Fieber ist ein Krankheitssymptom, das die eigene Abwehr in Hochleistung darstellt. Johanna Glas hat ihren Lebensbericht eindrücklich und ehrlich geschrieben, soweit sich das von jemandem sagen lässt, den man nicht kennt und nie gesehen hat. Ich habe das Buch schier verschlungen und dabei meine eigenen sechs Alpsommer wiedererlebt, mit aller Schönheit, aller Härte, aller Verklärtheit und allen Wiedersprüchlichkeiten, die mit einem solchen Leben am Rande unserer Natur verbunden sind.

Johanna Glas:
Alpfieber

Eine Frau aus der Grossstadt wird Hirtin in den Bergen
 
Scherz Verlag 2001
ISBN 978-3502182719

Palavern

– Ich werde im Dorf immer als Original angeschaut. Ich weiss nicht wieso. Wie der neue Wirt war, unten im Dorf, und ich komme von Batänja im Mai eingekehrt – er kommt her, gibt mir die Hand und sagt: Du bist ganz bestimmt der Luzi. Ja sage ich, warum? Ach, du bist doch das Dorforiginal, und lacht. Von dir haben wir gehört, lange bevor du von Batänja heruntergekommen bist.

– Ist das ein schönes Gefühl, Original zu sein?

– Ja, es ist irgendwie lustig, wenn dich jeder kennt. Jeder sagt: Tschau Luzi – tschau! Manchmal, da habe ich ganze Herden von Kindern hinter mir. Alle wollen Luzi sein. Weiss nicht warum. Ich gebe mich nicht extra ab – so.

Ein Älpler palavert drauflos, dass es einem die Ohren ins Buch zieht.

Heinrich J. Middendorf:
Der Senn ist der Käser und der Chef

 
Hammer Verlag Edition Trickster, Wuppertal 1996
ISBN 978-3-87294-720-8

3,3 Kilo Liebeserklärung an die Kuh

Bislang habe ich noch bei keiner Liebeserklärung geweint. Jetzt hat es doch einer geschafft, mich zu Tränen zu rühren: Werner Lampert, 73 Jahre, Biopionier aus Vorarlberg. Seine Liebeserklärung hat 480 Seiten, wiegt 3,35 Kilogramm und würdigt die Kuh in Bild und Text.

Die Fotos der weltweit portraitierten Kühe sind intime Begegnungen und fangen Schönheit und Individualität auf eine Weise ein, die Augenhöhe und Verneigung verbindet und das Wesen der Tiere offenbart.

Sachinformation und poetische Anekdoten ergänzen die Bilder. Dazu werden Fakten zu Evolution, Domestikation und Kulturgeschichte der Kuh vermittelt.

Dieses Buch schafft Momente unmittelbarer Nähe. Es weckt Liebe, Bewusstsein und Ehrfurcht für die Kuh – und für die lange Zeit, in der sie uns als Gefährtin begleitet. Dass wir ihr auch in Zukunft als Hüter zur Seite stehen und unsere gemeinsame Geschichte weitergeht – das wünscht sich Werner Lampert. Und jeder, der mit Tränen liest und schaut … Jo Schönfelder

Werner Lampert:
Die Kuh

Eine Hommage

gebunden, viele Farbbilder, 480 Seiten
Verlag teNeues 2019
ISBN: 978-3-96171-178-9
CHF 68.00
www.teneues-buecher.de

Als Gast auf Besuch

Laut dem Buch «Gamsfreiheit» sömmern zirka 800 Schweizer Tiere auf Vorarlberger Alpen. Mit dem Buch erhalten jetzt auch wir einen Einblick in die Alperei unserer Nachbarn. Siebzehn der gut 500 Vorarlberger Alpbetriebe werden näher beleuchtet mit knappem Text, trocken statistischen Angaben und einer seitenübergreifenden Bilderreihe in schwarzweiss.

Der Autorin Daniela Alge und der Fotografin Ursula Dünser geht vor lauter Begeisterung über das freie Älplerleben der journalistische Blick verloren, weder Texte noch Bilder dringen wirklich in die Tiefe. Richtig wohl wird einem nicht, wenn die Alperei so gefeiert wird. Zum Glück rückt der Essay des Kulturwissenschaftler und Ethnologen Bernhard Tschofen, der die Vorarlberger Alpwirtschaft aus einem historischen und gesellschaftlichen Kontext heraus beleuchtet, noch Manches ins realistische Licht. Zweites Glück: Das Buch ist überaus schön gestaltet. gh

Daniela Alge, Ursula Dünser:
Gamsfreiheit

Vom Älplerleben in Vorarlberg

Gebunden, 240 Seiten
viele sw-Fotos
Bertolini Verlag 2018
ISBN 978-3-903023-13-0
EUR 34.00
www.bertoliniverlag.at

Vom Fixleintuch

Lorena Paterlini verbringt seit sieben Jahren ihren Sommer auf der Rinder- und Mutterkuhalp Conterser Duranna im Prättigau. Im Herbst gehts mit dreckigen Kleidern, abgelaufenen Schuhen und einem Überfluss an Erfahrungen nach Hause. Bei Lorena zudem im Gepäck: Viele bunte Zeichnungen und manch dichte Sätze. Aus dem Gepäck ist ein schönes Buch geworden: Wort und Illustration, direkt und unverblümt, oft witzig, auch mal nachdenklich.

Wir schauen und lüpfen die Brauen, wir lesen und kräuseln die Lippen, wir greifen nach den Seiten und blättern mit der Hirtin durch den Sommer. Ab und zu müssen wir innehalten: «Normalerweise braucht man ein Tischtuch, damit der schöne Tisch nicht vom Essen verschmutzt wird. Auf einer Alp braucht man ein Tischtuch, damit das schöne Essen nicht vom Tisch verschmutzt wird. Dasselbe gilt für Fixleintücher.» Oder: «Man erwartet nicht, dass ein Älpler aussieht wie ich. Ich bin zu jung und zu weiblich, ein echter Älpler sieht aus wie ein Schwinger, wie ein Holzhacker. Zumindest mit Bart und wenn es eine Frau ist, dann wenigstens mit Achselhaaren.» gh

Lorena Paterlini:
Nehmen Sie gefälligst Ihren Hund an die Leine!

Ein Sommer auf der Alp

gebunden, 136 Seiten illustriert
Walde+Graf und Applaus Verlag 2018
ISBN: 978-3-946896-35-7
CHF 34.00
www.applausverlag.ch

Oben und droben

Der Bildband verlangt etwas Zeit. Möglich, dass du sie nicht hast, aber dann wirds nichts mit dem Buch. Und das ist schade.
Die Fotografin und Älplerin Elena Alger versammelt in «droben» ihren ausgesuchten Fundus an Bildern von Rinder- und Ziegenalp, von Berglandschaft und vernebeltem Himmel. Vertüpfelt mit kürzest Gedanken, ergänzt mit Sagensplitter aus dem Alpenraum. Das Gewicht liegt nicht auf der Alparbeit mit Krampf und Schweiss, eher in der Einfachheit von Zeit und Raum und Sein – irgendwo zwischen oben und droben und drüber. Dabei geht Elena Alger der Schönfärberei angenehm aus dem Weg: Wenn die Sonne blinzelt, bleibt der Fotoapparat in der Hütte, wenn der Nebel steigt, hört er ein Knipsen. Einsicht ins Buch unter: www.elenaalger.com. gh

Elena Alger, Bärbel Bentele:
droben

zwischen unten und oben

A4-Softcover, 96 Seiten
viele Fotos
Elena Alger 2018
EUR 20.00
bestellbar direkt bei der Fotografin:
www.elenaalger.com

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