Filme

Einen Bauern heiraten? Nein, da hat man es zu streng.

Die Familie Kempf im Schächental hat dreimal Frühling, zügelt mit Vieh, Habe und sich selber von Buchen (560 m ü. M.) über Bieler (1130 m ü. M.) nach Pfaffen (1725 m ü. M.) und zurück oder durcheinander. Der Grossvater rechnet dem Filmer die gesammeltern Zügeleien vor und braucht dafür alle Finger seiner beiden Hände. «Bergauf, bergab» kommt ohne Kommentare aus, die Kempfs erklären einem ihre Welt mit markanten und wohldosierten Weisheiten: «Hauptsache man ist gesund und mag schaffen.» und «Schaffen macht nicht alt, Probleme wälzen schon.» Warum wählen die Kempfs ein Leben prall gefüllt mit Arbeit, wo doch Monika Kempf verlautet, dass sie als junge Frau niemals vorhatte Bäuerin zu werden: «Einen Bauern heiraten? Nein, da hat man es zu streng.» Die Frage bleibt offen und die Antworten karg. Wahrscheinlich können sie nicht anders. Die Arbeit ist Lebensinhalt und ohne Inhalt ist das Leben keines. gh

Bergauf Bergab
Dokumentarfilm
 
Regie: Hans Haldimann
101 Min., CH 2008
www.cede.ch/de/

Alpidylle am See

Ein Bijou ist sie, die Fählenalp im Alpstein, am Fählensee gelegen, wenige Luftkilometer von Appenzell entfernt, in gut zwei Stunden zu Fuss von Brülisau aus erreichbar. Thomas Rickenmann nimmt uns 100 Minuten per bequemen Kinosessel mit zum Alpteam, zeigt wunderschöne Landschafts- und Stimmungsbilder, begleitet die Hirtin beim Hüten, schaut dem Sennen ins Kessi und geht mit dem Zusennen zu den Schweinen. Vom Zuschauer verlangt dies Geduld, Mensch, Tier und Käse fügen sich unaufgeregt und harmonisch in den Alpalltag ein. Soviel Idylle erschlägt einem bisweilen – man wähnt sich plötzlich in einem Appenzeller Werbefilm. Schön, dass es wenigstens beim Alpabzug regnet, Plastickmänteli und Regenschirm die Folklore lindern. Intensität kommt beim Mithüten mit der Hirtin Karin Tanner auf. Wie sie von ihrer Liebe zu den Kühen, von ihrem Hund und der Arbeit erzählt, berührt einem runter bis in die Eingeweide. gh

Schönheiten des Alpsteins
Dokumentarfilm
 
Regie: Thomas Rickenmann
102 Min., CH 2008
www.extramilefilms.com
www.moviebizfilms.com

De letscht Alpsummer

Der Älpler Albert Künzle verbringt seinen letzten Sommer auf der Alp Guetental ob Ebnat-Kappel im Toggenburg. Tobias Brunschwiler begleitet ihn durch den Sommer, lässt den Älpler Gadentüre und Käsekeller öffnen. Künzle erklärt alle Arbeiten vom Käsen bis zur Klauenpflege und lässt manchen – in einem langen Älplerleben gesammelten – urchigen Spruch fallen. Etwas befremdet wird einem bewusst, wie unspektakulär so ein Älplerleben ist, auch wenn es exotischer nicht sein könnte. Ein Film über gelebte Traditionen von Alpfahrt bis Alpabfahrt. Lehrreich für alle, die sich noch immer wünschen, auf der Alp dem Heidi zu begegnen. gh

De letscht Alpsummer
Dokumentarfilm
 
Regie: Tobias Brunschwiler
120 Min., CH 2007
www.tobiart.ch
www.moviebizfilms.com

Ende. Aus.

Wir schreiben das Jahr 2005, für Giovanni Boggini das letzte Jahr, in dem er auf der Greina käsen wird. Das hier gezeigte Stück Bergwelt ist nicht nur im Prinzip anachronistisch, sondern ganz real dem Untergang geweiht. Die Agrar-Richtlinien der EU sind mit dieser Art von Käseerzeugung, und also mit dieser Art von Leben, nicht kompatibel. Schluss wird sein mit hygienisch unvertretbaren Praktiken wie Holzfeuern im offenen Kamin oder, das EU-Brüsseler Grauen schlechthin, mit der gemeinsamen Haltung von hochwertigen Schweizerkäsekühen und ordinären Schweinen. Villi Hermanns Film bleibt alldem gegenüber ruhig in erzählerischer Distanz – das wütende Aufschreien überlässt er dem Zuschauer. (Klappentext)

Greina
Dokumentarfilm

Sprachen: Italiano
Untertitel: Deutsch Français English
Regie: Villi Hermann
28 Min., CH 2006

Alpköniginnen

«Alpköniginnen» ist die aufmerksame Beobachtung des Lebens auf einer Walliser Alp und des Verhaltens der ganz und gar nicht zahmen Kühe der Eringerrasse. Wir entdecken dabei diese einzigartigen, eigensinnigen, vifen und kampflustigen Tiere, die starke Bindung der Menschen an sie und die Bedeutung der Leitkuh, der Königin der Herde. Während der hundert Tage dauernden Alpzeit folgen wir der Herde und den Menschen bei Sonnenschein, im Regenmatsch und im Schnee bis auf die höchsten Bergweiden und teilen Einsamkeit und gesellige Zeiten, beschauliche und hektische Momente. (Klappentext)

La montagne des reines
Dokumentarfilm
 
Regie: Barbara Erni
42 Min., CH 2006
http://swissdvdshop.ch/

Ohne Parfumschleier und Spannteppichgeruch

Eine Errungenschaft des Wohlstandes ist, dass immer weniger Menschen schwitzen müssen. Kaum einer, der noch arbeitet – heute wird gedienstleistet. Der Wunsch – vielleicht auch der Drang – die Hände von Tastaturen und Steuerrad zu reissen, die Nase von Spannteppichgeruch und Parfumschleier abzuwenden, seinen Körper unter dem Regenschirm wegzuschieben wächst proportional mit dem Wunsch nach Bequemlichkeit und Sicherheit. Einmal wieder auf einer Südseeinsel stranden, irgendwas existenzielles erleben, einem Wolf begegnen, von der Brücke springen oder eben z’Alp gehen.

Langjahr begleitet den Wanderschäfer Thomas Landis durch den Winter. Er bleibt dabei mit der Kamera in sachlicher Distanz, zeigt wie die heutige Zeit in das Leben eines Wanderschäfer dringt – und auch, wie dieser sich davon nicht abwenden kann. Hirt Landis wird in Ausübung seiner archaischen Arbeit nicht glücklich, er erzählt vom Chrampf, vom Mühsal und nicht vom schönen richtigen Leben. gh

Hirtenreise ins dritte Jahrtausend
Dokumentarfilm
 
Regie: Erich Langjahr
124 Min., CH 2002
www.langjahr-film.ch

Der Rhythmus täglicher Arbeit

Die bäuerliche Lebensweise der Meiles steht in unvereinbarem Gegensatz zur Welt des Neokapitalismus mit seine Profitmaximierung, der Shareholder-Values, des New Management, des Konsumismus, des Raubbaus an den Ressourcen, der esoterischen Sinnsuche und des rasenden Werte- und Paradigmenwandels. Des Sennen Werner Meiles Dasein wird von ganz anderen Gesetzen als die «moderne Schweiz» und eine wildgewordene, entsolidarisierte Marktwirtschaft bestimmt: Vom Wechsel der Jahreszeiten, von den Bedürfnissen des Viehs, vom Rhythmus der täglichen Arbeit. Und dennoch steht Meiles Welt mitten in dieser Zeit. (Zoom, Franz Ulrich)

Sennenballade
Dokumentarfilm
 
Regie: Erich Langjahr
100 Min., CH 1996
www.langjahr-film.ch

Alpenland

Die Alpen sind nicht nur spektakuläre Naturlandschaft im Herzen Europas, sondern Lebensraum für 13 Millionen Menschen in acht Ländern, deren Vielzahl an Sprachen, Dialekten und Lebensweisen die kulturelle Vielfalt dieser einzigartigen Region widerspiegeln. Robert Schabus begibt sich in seinem Kinodokumentarfilm ALPENLAND mit großer Empathie und genauem Blick auf eine Reise zu Bergbauernhöfen in Österreich, kleinen Manufakturen im Dorf Premana in Italien oder in bekannte Wintersportzentren wie Méribel in Frankreich und Garmisch‐Partenkirchen in Bayern.
(Pressetext)

Alpenland
Dokumentarfilm
Regie: Robert Schabus
Österreich 2022

www.alpenland-film.at

Familientauglich

Ausgehend von der Schweiz portraitiert Regisseur Thomas Horat («Alpsummer», «Wätterschmöcker») Menschen in Regionen mit Wolfspräsenz in Europa und den USA. Er zeigt uns schöne Bilder von schönen, sympathischen Wölfen, wilde und gezähmte «Geschwister» unserer domestizierten Hunde. Der Filmemacher schont die Zuschauenden vor Schlachtszenen und Leichenbergen von Nutztieren. Die Bilder sind in einzelnen Bildbeiträgen so familientauglich, dass manche Kinder sich zu Weihnachten auch einen kleinen Wolf wünschen werden.

In den Gesprächsbeiträgen, u.a. mit Ueli Metz, (von Rissen betroffener Schafhalter), David Gerke, Schafhirt und Sprecher der «Gruppe Wolf Schweiz», Reinhard Schnidrig, Wildtierbiologe, und mit dem Verhaltensforscher David Mech ist Erhellendes, zum Teil auch Rätselhaftes zum Verhalten des Wolfes zu erfahren.

Am aussagekräftigsten bleibt für mich die nüchterne Aussage von David Mech, (Organisator der Auswilderung von Wölfen im YellowstonePark): «Ich hoffe, dass das Volk erkennt, dass wir zum Wohl des Wolfes das Tier unter Kontrolle haben müssen und nicht überall Wölfe haben können. So gerne das viele von uns hätten.» Zur Horizonterweiterung auch für Älpler*innen sehenswert. cs

Die Rückkehr der Wölfe
 
Dokumentarfilm
Regie: Thomas Horat
Schweiz 2019
91 Min.
www.mythenfilm.ch

Héraðið – The County – Mjólk, La guerre du lait

In einem idyllischen Tal in Island betreibt Inga mit ihrem Mann Reynir einen Milchwirtschaftsbetrieb, der Teil einer Kooperative ist. Nach dem plötzlichen Tod Reynirs beginnt sich Inga gegen die missbräuchliche Monopolpraxis der Kooperative zu wehren. Unerschrocken kämpft sie gegen die schuldentreibende wirtschaftliche Abhängigkeit, in welche die Kooperative ihre Mitglieder verstrickt. Und bald gewinnt sie auch die Unterstützung der restlichen Talbewohner. Xenix Films

Héraðið
 
Spielfilm
Regie: Grímur Hákonarson
Island, Dänemark, Deutschland, Frankreich 2019
92 Min.

Köhlernächte

Die traditionelle Meilerköhlerei von Bramboden ist europaweit einzigartig. Die rauchenden Meiler, die Arbeit mit dem Feuer, der Vorgang im Verborgenen, die alchemistisch anmutende Verwandlung von Holz zu Kohle – all dies strahlt bis heute etwas Magisches aus. Im Verlauf der letzten fünf Jahre ist ein Film entstanden, der aus einer Innenperspektive in die Welt der Köhler Einblick gibt. «Köhlernächte» ist ein authentisches, intimes, zuweilen höchst amüsantes Porträt der unterschiedlichen Akteure geworden. Politisch unkorrekt wird getrunken, geraucht und geflucht – dabei beeindruckt der respektvolle Umgang der Menschen untereinander wie auch der Umgang mit der einheimischen Ressource Holz, mit Feuer und Rauch im harten Köhleralltag. Pressetext

Köhlernächte
 
Dokumentarfilm
Regie: Robert Müller
Schweiz 2017
93 Min.
https://zeitraumfilm.ch/

Petit Paysan

Pierre, ein junger Milchbauer in der französischen Provinz, hat den Bauernhof seiner Eltern übernommen. Bauer sein ist alles was er will, Bauer sein ist sein ganzes Leben! Er und seine Kollegen beobachten mit Sorge die tragischen Ereignisse im Nachbarland Belgien, wo eine «Rinderseuche» ganze Existenzen vernichtet hat. Pierre’s Schwester ist Tierärztin und überwacht den Viehbestand der Bauern in der Umgebung. Nichts will Pierre mehr, als seinen Hof und seine Tiere schützen.

Doch eines Tages ist es soweit: Pierre merkt, dass eines seiner Tiere mit dem Virus infiziert ist. In einer Nacht- und Nebelaktionen setzt er alle Hebel in Bewegung, ob ungesetzliche oder nicht, um seine geliebten Kühe retten zu können!. Pressetext

Petit Paysan
 
Spielfilm
Regie: Hubert Charuel
Frankreich 2017
90. Min.
www.looknow.ch

Anders als die Väter

Der Film handelt von vier Pionier-Bauernbetrieben im Kanton Bern, die schon im letzten Jahrhundert auf exotische Grossviehhaltung umgestellt haben. Vorgestellt werden innovative Bauern, welche die Pfade ihrer Väter verliessen und einen neuen Weg eingeschlagen haben. Sie halten Tiere, die wir meist nur vom Zoo oder von Reisen in ferne Länder kennen: Bisons, Wasserbüffel, Lamas, Alpakas, schottische Hochlandrinder und Rentiere. Die auffallenden Herden finden sich verstreut über den Kanton Bern, und unsere Besuche führen von Les Prés d’Orvin im Berner Jura über Uetendorf bei Thun nach Aeschi ob Spiez bis hin nach Schangnau im Emmental. Pressetext

Anders als die Väter
 
Dokumentarfilm
Regie: Hugo Sigrist
Schweiz 2017
Schweizerdeutsch
85 Min.
www.moviebizfilms.com

Den Gefilmten das Wort geben

Murers bekanntester Film ist natürlich «Höhenfeuer», der die innere wie äussere Enge eines taubstummen Bauernjungen auf einem abgelegen Berghof erzählt und die Frage stellt: Wie formt eine Landschaft die Menschen, die darin arbeiten und leben? Murer gab im Film aus dem Jahr 1985 eine Antwort, die keinen Schlusspunkt hatte und daher für alle Zeiten offenblieb. Noch zehn Jahre früher hatte er den Gefilmten das Wort überlassen. In «Die Bergler …» erklären uns Urner Älpler und Bergbauern ihre Welt. Heute ist dieser Film ein Zeitdokument, nicht nur der darin verewigten Urner Grinden wegen, sondern auch aufgrund des damals richtungsweisenden Stils des zuhörenden, zuschauenden Dokumentarfilms. Im Film «Der grüne Berg» tritt ebenfalls die Bevölkerung auf die Bühne. Im nidwaldischen Wellenberg sollte ein Atommülllager gebaut werden, Murer dokumentiert den Widerstand.

Die drei DVDs kommen im Schuber zusammen mit einem Büchlein voll gescheiter Anekdoten zu Murers Schaffen und Wirken für den Schweizer Film. gh

Die Berg-Trilogie
«Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, dass wir da sind» 1974, «Höhenfeuer» 1985, «Der grüne Berg» 1990
 
Drei DVDs mit Begleitbuch im Kartonschuber
Regie: Fredi M. Murer
Schweiz 1974 – 1990
www.trigon-film.org

Bauer Unser

Der Dokumentarfilm zeigt gleichermassen ungeschönt wie unaufgeregt, wie es auf Österreichs Bauernhöfen zugeht und wie Wirtschaftspolitik und Gesellschaft immer öfter vor der Industrie kapitulieren. Tausende Bauern haben heute ihren Beruf aufgegeben oder wirtschaften heute im Nebenerwerb. Die verbliebenen sind gewachsen, haben sich spezialisiert, ihre Produktion intensiviert, investiert. Doch selbstbestimmte Bauern sind selten geworden. Ein einst stolzer Stand steckt in einem System aus Zwängen, Abhängigkeiten und Propaganda, dem auch die offizielle EU-Politik zuarbeitet. Pressetext

Bauer Unser
Billige Nahrung – teuer erkauft
 
Dokumentarfilm
Regie: Robert Schabus
Österreich 2016
Österreichisch
92 Min.
www.filmladen.at

Weg mit Horn weg!

Engagierter Film gegen das Enthornen der Kühe. Am Beispiel zweier Bauernfamilien aus dem Allgäu wird gezeigt, wie sich Bauersleute aus dem System von «immer mehr, immer effizienter, immer rationeller» ausklinken und ihren eigenen Vorstellungen nachgehen. «Lasst mich Bauer sein, früher war ich Zerstörer», sagt Franz-Josef Kögel, der eine Bauer. Der Film erklärt die Gründe und Geschichte des Enthornens und warum damit die Würde der Tiere und der Bauern draufgehen. Seine Message ist klar: Der schlaue, zeitgemässe Bauer enthornt nicht mehr.

Das liebe Rindvieh
Dokumentarfilm

Regie: Bertram Verhaag
Deutsch
45 Min., DE 2014

CH-Bestellungen bei
Armin Capaul, 032 493 30 25

Wenn’s chrooset und rumplet

Seit jeher spielt die Waldwirtschaft im Berggebiet eine wichtige Rolle. Ohne Schutzwald, Bauholz und Heizmaterial wäre das Leben dort wohl nur schwer möglich gewesen. Die Holzernte ist auch heute noch, allen modernen Maschinen zum Trotz, gefährliche Schwerarbeit. Doch wie nur haben die Altvorderen geholzt, die ohne all diesen Komfort arbeiten mussten? Das macht in eindrucksvoller Weise der Film «Wenn’s chrooset und rumplet» sichtbar. Die Protagonisten Franz und Toni Walker aus Flüelen zeigen, wie das Holzen im Bergwald zu Vaters Zeiten funktionierte, und spätestens wenn riesige Bäume, von Hand gefällt, als Stamm zu Tale gereistet werden, vergisst man, dass es sich eigentlich um einen Amateurfilm handelt. Absolut sehenswert! aw

Wenn’s chrooset und rumplet
Holzen im Bergwald wie zu Vaters Zeiten
Dokumentarfilm
 
Regie: Toni & Franz Walker
DVD Schweizerdeutsch
53 Min., CH 2012

DVD ist erhältlich für CHF 25.– unter walker1943@bluewin.ch

Winternomaden

Der Film «Hiver nomade» zeigt die Schafhirten Pascal Eguisier und Carole Noblanc, wie sie im Winter 2010 mit 800 Schafen 400 Kilometer durch das Waadtland ziehen, entlang von Äckern und Siedlungen auf der Suche nach Futter. Pascal, der langjährige Profischäfer, und Carole, die Novizin, haben den Auftrag, die Lämmer auf Schlachtreife zu bringen, damit sie an Weihnachten reif auf dem Teller landen. Keine leichte Arbeit. Sie ringen mit Wind und Wetter, mit Verkehr und Hunden von Spaziergängern, mit Bauern, die keine Schafe auf ihren Feldern wollen. Romantische Momente gibt es, aber nicht viele.

Als Zuschauer stapft man mit durch den Schnee, ab und zu fröstelt einem, fortwährend staunt man über den abgeklärten Pascal und die engagierte Carole, die es sich nicht leicht machen miteinander, und ist oft froh, zu Hause in der warmen Stube zu hocken. Eindringliche Bilder, respektvolle Kamera, Fünf-Sterne-Film. gh

Hiver nomade
Dokumentarfilm
 
Regie: Manuel von Stürler
DVD Französisch
Untertitel: deutsch
90 Min., CH 2012

www.hivernomade.ch

Die Wiesenberger

Der Männer-Jodelchor vom Wiesenberg ist ein Chor wie viele. Als sie 2009 in der TV-Sendung «Die grössten Schweizer Hits» im Duett mit Francine Jordi mit dem Lied «Fiir vo dr Sehnsucht» gewinnen, ändert sich vieles. Für die Handwerker, Bauern und Angestellten aus Wiesenberg beginnt ein phänomenaler und ungewohnter Aufstieg. Sie sind plötzlich berühmt, bekommen von allerorts Engagements, tingeln im Bus von da nach dort. Ist das noch Brauchtum oder einfach nur Showbusiness?

Eine Anfrage für einen Auftritt in Shangai wird für den Chor zur Zerreissprobe. Der Film zeigt die bassisdemokratischen Entscheidungsprozesse in sehr persönlichen Bildern. Ein Teil des Chors geht nach China, die Reise wird zum unvergesslichen Abenteuer für die Wiesenberger. Das alles ist keine Minute langweilig. gh

Die Wiesenberger
No Business like Show Business
Dokumentarfilm
 
Regie: Bernard Weber und Martin Schilt
DVD Schweizerdeutsch
Untertitel: franz., deutsch, englisch
88 Min., CH 2012

www.diewiesenberger.ch

Glückliche Kühe, glückliche Bauern

Kein grosses Kino, aber ein sehenswertes Plädoyer für naturnahe Rinderzucht. Und das heisst: Züchten auf Lebensleistung statt auf Hochleistung. Dabei zeigen die zu Wort kommenden Bauern: Ein langes Kuhleben lohnt sich. Wer sich vom Druck des Immer-mehr-und-immer-Schneller zu lösen vermag, arbeitet letztlich wirtschaftlicher. Denn eine Kuh, die sich von Heu und Gras ernährt, hat eine viel effizientere Futterverwertung – und damit eine bessere Leistungsbilanz – als eine mit Kraftfutter gefütterte Hochleistungskuh, die nach wenigen Laktationsperioden schlappmacht. Ganz abgesehen davon, dass eine naturnah gezüchtete und gehaltene Kuh weniger Klauenprobleme hat, leichter kalbt und ein Stier sich im Gegensatz zum Tierarzt niemals mit dem Besamungszeitpunkt vertut. Eine Agrarindustrie jedoch, die möglichst viel Sperma ihrer Starbullen verkaufen will, hat kein Interesse an langlebigen Tieren. Der Film porträtiert Bauern, die dennoch ihren eigenen Weg gehen, denn: «Wenns keinen Spass macht, mit den Tieren zu arbeiten, dann hats keinen Sinn.» sd

Vom Glück der Kühe
Naturgemässe Rinderzucht
Dokumentarfilm
 
Regie: Bertram Verhaag
Deutsch
DVD 45 Min. DE 2011

www.denkmalfilm.tv

Tanz und Kampf

Alles steuert auf das Kampfgeschehen hin. Die Kamera begleitet zwei Kampfkuhbesitzer, eine Kampfkuhbesitzerin, vier Motorräderjungs und einen Radioreporter wie sie sich fürs kantonale Finale der Kuhkämpfe im Wallis vorbereiten. Man merkt, die Kuh ist nicht aus dem Kopf zu bringen, ausser beim einen Motorradjungen, der sich mehr für die Kampfkuhbesitzerin begeistert. Am Kampftag steigen Spannung und Nervosität – der Tanz der Muskeln und Leiber und Blutdruckkurven beginnt. Intelligent plus witzig gefilmt und in schönstem Schwarzweiss.

Über Geschichte und Tradition der Kuhkämpfe hingegen erfährt man wenig. Hier gehts um Kuh, Mensch und beider Emotionen. gh

Kampf der Königinnen
Dokumentarfilm in schwarzweiss
 
Regie: Nicolas Steiner
DVD Schweizerdeutsch
deutsche Untertitel
72 Min., CH 2011

www.kampfderkoeniginnen.ch

Hier oben

Mont, ein abgelegener Bergbauernhof im Valsertal, Bergzone 4 bildet den Mittelpunkt des Films. Vreni, die Bäuerin, lebt mit ihren drei Kindern Mathis (14), Toni (16) und Remo (18) auf dem steilen Flecken Land. Das Heu für die Milschschafe wird aus Überzeugung von Hand gemäht und auf dem Buckel eingetragen. Auch wenn die Söhne lieber auf Party machen, mit der Videokonsole spielen und Töffschanzen bauen, bei den schweren Arbeiten helfen sie mit. Unterstützung erhält Vreni zudem von Severin, der nach einem Time-Out Aufenthalt in Mont geblieben ist und zum fünften Familienmitglied geworden ist. Die Arbeit mit Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen und Biografien gehört neben der Landwirtschaft zum Broterwerb. -- Vreni reflektiert durch den Film hindurch die Arbeit, die Lebensweise einer Grossfamilie, ihr Ankommen in der Heimat Mont. Werte wie Grosszügigkeit, Vertrauen, Freiheit, Naturverbundenheit und das durch den Arbeitsschweiss erhaltene stärkende Selbstbewusstein, bilden die Lebensweisheiten, die Vreni und der Ort Mont gleichermassen inne haben und weitergeben. Während siebzig Minuten Filmzeit sind wir, leicht verzaubert, dabei, und hoffen, es bleibt etwas vom Geiste Mont in uns haften. gh

Mont
Vom Suchen und Brauchen
Dokumentarfilm
 
Regie: Sylvia Rothe
DVD Deutsch
72 Min., CH 2011

www.rubin-film.de
www.lebenswelt-mont.ch

Am falschen Ort

Das Buch «Von wegen den Tieren» von Noëlle Revaz, das dem Film als Vorlage diente, ist ein Schlag voll in die Magengrube. Selten habe ich etwas so Beklemmendes gelesen. Da wirkt der Film fade, psychologisch holpernd und spielt nervenderweise auf der Alp, wo, wie wir alle wissen, die bösen Buben daheim sind. Kurz: Es geht um den Bauer Paul, der seine Frau Rosie misshandelt, weil er mit sich und seinen Gefühlen nicht zu Rande kommt. Sein spanischer Knecht sagt was wichtig ist im Leben und meint damit Rosie. Paul läutert sich, Rosie kommt von Paul nicht los – am Ende liegen sie sich in den Armen. Was zwischendurch passiert, ist eine Lesepause wert. Also kauft das Buch und vergisst den Film. gh

Couer Animal
Spielfilm
 
Regie: Séverine Cornamusaz, mit Olivier Rabourdin, Camille Japy, Antonio Buil, Alexadra Karamisaris
DVD Französisch und Deutsch
91 Min., CH 2010

Ärgerlicher Horror

Die Sage der Älpler, die sich eine Puppe aus Stroh und Lumpen basteln, um sich daran zu befriedigen ist eine der Einsamkeit und des Verlangens. Damit die Moral stimmt, wird die Puppe lebendig und rächt sich an den Älplern. Soweit so schön. Der Film Sennentuntschi verbiegt die Sage zu einem Thriller mit Horror-Elementen sowie Gegenwartsbezug und folgt einzig den Gesetzen der Effekthascherei. Das Gruseln wird mit Schmincke überdeckt, die Alp als Bühnenbild missbraucht, wovor die Hampelmänner ihrem Script folgen. Unstimmiges wird zum Ärger: Unten das Engadiner Dorf, oben die Innerschweizer Alp; die Dorfbewohner samt und sonders Trottel; der Pfarrer der Bösewicht; das im Verlies grossgewordene Mädchen ein Starlet. Sorry, aber so ist weder das Leben noch ein Film, der einem von Ersterem zwei Stunden losreissen soll. gh

Sennentuntschi
Spielfilm
 
Regie: Michael Steiner
mit Nicholas Ofcazarek, Carlos leal, Roxane Mesquida, Andrea Zogg
DVD Schweizer Dialekt, Engliche Untertitel
110 Min., CH 2010

Horn, Huhn und Bueb

Heimatklänge erzählt die Suche von drei Schweizer Musikern nach ihren Wurzeln. Während sich Stimmkünstler Christian Zehnder (Stimmhorn) mit dem Einfluss der Landschaft auf Musik und Leute auseinandersetzt, drückt das «verrückte Huhn» Erika Stucky mit ihrer Musik ihre beiden prägenden Herkunftsregionen USA und Wallis aus. Der Dritte, Noldi Alder, einst Mitglied der Appenzeller «Alder Buebe», zeigt, wie er sein traditionelles Erbe des Zäuerlens und Geigenspiels zu neuer Musik weiterentwickelt hat. Bei Begegnungen mit Improvisations-Musikern wie Paul Giger lotet er Wurzeln und Blätterspitzen aus.

So unterschiedlich die drei Charaktere sind, gleichen sie sich doch in der Ernsthaftigkeit, mit der sie auf der Suche nach ihrer ureigenen Musik sind. Das berührt und fasziniert. Es ist ein Genuss und heimatliches Schaudern zugleich, sowohl ihren Stimmen als auch ihren Worten zu lauschen. (Fabienne Baer)

Heimatklänge
vom Juchzen und anderen Gesängen
Dokumentarfilm
 
Regie: Stefan Schwietert
81 Min., CH 2008
www.heimatklaenge.ch

Schafe für die geschwellte Brust

Bergbauern sind sie keine mehr, Reinhold und seine Schafzuchtkollegen aus dem Walliser Dorf Eggerberg. Sie arbeiten im Tal in der Industrie, im Schichtbetrieb. Die Schwarznasenzucht betreiben sie in ihrer Freizeit. Dabei geht es nicht um Fleisch oder Wolle, sondern um die Schönheit der Tiere und das Prestige ihrer Besitzer. Schwarznasen sind Teil der Oberwalliser Identität.

Die urigen Schwarznasenschafe gewinnen unsere Herzen, doch sehen wir keine Bergromantik, sondern eine Welt von heute. Das Nebeneinander von industrieller Moderne und Zuchttradition, Stallarbeit und Ausgehen. Aber auch die Brüchigkeit dieser Existenz. Kinder, die sich nicht mehr für die Schwarznasen interessieren, und Frauen, die, statt Heu zu machen, lieber reisen würden. (gh)

Schneeweise Schwarznase
Dokumentarfilm
 
Regie: Sylviane Neuenschwander-Gindrat
86 Min., CH 2006
www.ghornuti.ch

Shopville, Autobahn und Alphütte

Wo gehört eigentlich das Alphorn hin? Auf eine Alp, in den Saal des Hotel Rigi, auf den roten Platz in Moskau, unter eine Strassenbrücke, in den Hauptbahnhof Zürich, ins Museum oder in einen Film? Es mag Leute geben, die wissen das genau und denen darf man getrost misstrauen.

Schwietert zeigt schweizerisches Musikschaffen entlang der langen Röhre durch viele Gefilde. Folkloreentstauber wie Hans Kennel und Balthasar Streif mit der Alphorn- und Büchelgruppe «hornroh» spielen frisch und ohne ideologischen Ballast in moderne Jazz- und Weltmusikgegenden vor. Der Komponist Hans-Jürg Sommer erzählt die Geschichte des «Moosruefs», der vielleicht alphornigsten Melodie, die jede noch rührbare Seele zum swingen bringt. Interpretiert in der Rückenschauerversion der Schönbächler Sisters. Gezeigt wird auch eine Japaneranimiertruppe mit Edelweisszähnen und Alpenrosenlächeln, bei der man nicht weiss, ob man lachen oder weinen soll. Das Alphorn gehört in die heutige Zeit, vielleicht. gh

Das Alphorn
Dokumentarfilm
 
Regie: Stefan Schwietert
76 Min., CH 2006
www.artfilm.ch

Den Rücken hinunter

Weisst du, wie man im Toggenburg singt? Und warum es die Schellen auch tun? Weisst du, wie man eine Schelle herstellt, warum man Durst dabei kriegt, und wie der letzte Schellenmacher in der Schweiz heisst? Weisst du, warum wortkarge Leute dem Gesang mehr trauen als dem Wort und warum man eine ernste Miene dazu macht? Warum das Johlen der Stille näher ist, als dem Fussballplatz und das Werchen ohne johlen nie aufhört? Weisst du, wie eine Zugtoilette singen kann und warum du sie noch nie gehört hast? Warum der Klang die vierte Dimension nach Melodie, Harmonie und Rhythmus ist? Und weder modern noch unmodern, weder alt noch neu ist? Weisst du, dass nach dem Verklingen der Schellen der Tod kommt? «Wenn es dich friert, kann es nicht mehr schöner werden.» gh

Johle und Werche
Dokumentarfilm
 
Regie: Thomas Lüchinger
CH 2006

Fünf Höfe und ihre Entwicklung seit 1994

Der eine sah für seinen Hof keine Zukunft mehr; der andere begann amerikanische Büffel zu züchten; und der dritte hatte noch keine Frau… Das war Mitte der Neunziger Jahre. Damals drehte der Berner Filmemacher Christian Iseli den erfolgreichen Dokumentarfilm «Der Stand der Bauern». Mehr als zehn Jahre später hat er die Höfe noch einmal besucht. Sein neuer Film zeigt, wie sich Bauern und Bäuerinnen der immer schwieriger werdenden Situation der Landwirtschaft angepasst und auch persönlich verändert haben. Klappentext

Bauern zum Trotz
Dokumentarfilm
 
Regie: Christian Iseli
53 Min., CH 2006
www.ifilm.ch

Fünf Bauernbetriebe mal zwei Jahrzehnte

Christian Iseli portraitiert in seinem Film eindrucksvoll fünf verschiedene Bauernfamilien und liefert Hintergrundinformationen zur Stellung des Bauernstandes in der schweizerischen Gesellschaft, die den Mythos des staatserhaltenden Bauerntums weiterpflegt. Die Verwurzelung in der Tradition hindert jedoch die heutigen Bauern und Bäuerinnen nicht daran, nach sehr unterschiedlichen Überlebensstrategien zu suchen. Eine spannende und berührende Auseinandersetzung mit der bäuerlichen Schweiz.

Im Jahr 2004 hat Christian Iseli die Bauernfamilien noch einmal besucht und fünf Kurzfilme über die betrieblichen und familiären Veränderungen gedreht, die auf der DVD beiliegen. (Klappentext)

Der Stand der Bauern
Dokumentarfilm
 
Regie: Christian Iseli
53 Min, CH 2006
www.ifilm.ch

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