Musik

Alte Schinken neu geschnitten.

Altes Liedgut neu aufgemacht ist im Trend. So auch bei eCHo, einer hochkarätigedelsteinigen und losen Formation um Dide Marfurt und Thomi Erb, manchen als Doppelbock bekannt. Am Gesang Corin Curschellas, Christine Lauterburg und Walter Lietha, da kann für Heimatbegeisterte (und Gestriggebliebene wie mich) fast nichts mehr schief gehen. Es wird mit Lust gespielt, aber am schönsten sind die wehmütigen Lieder, deren Text mehr hergibt, als man damals beim schulmeisterlichen Gesangsunterricht meinte.

Kult Ur

Zum Film die Musik mit Rees Gwerder, Mosibuebä, Buofle-Wisi, Jakob Alder, Jakob Düsel, Sity-Domini u.a. Der Kult-Film über lauterzeugende Inner- und Ostschweizer, die gegen die Ruhe auf den Alpen und später gegen die Melkmaschine anzusingen versuchen. Die Löckler und Juchzer, aber auch die instrumentale Musik zeigen unverbrauchte Volksmusik, wie sie bei Sepp Trütsch oder Wisel Gyr selig nicht mehr vorkommen. Ob dies wirklich der Blues der Schweiz ist, mag ich bezweifeln, dafür kommt eine Eigenständigkeit zum Ausdruck, die rauh um die Ohren streicht. Dass diese Musik das Volk allzuoft in einer Engstirnigkeit versammelt, die sie nicht nötig hätte, ist schade.

Cyrill Schläpfer:
Ur-Musig

 
www.swisskulthits.ch

Singende Berggeistin

Wenn fremde Ohren mithören, kommt immer irgendwann die Frage: Welche Sprache wird denn da gesungen? Woher kommt das? Georgien? Texas? Israel? Alles gemischt? Wenn beim zweiten Tune die Stimme von Bettina Klöti plötzlich den Raum füllt, intelligent begleitet von fein arrangierten Instrumenten, staunt man weiter. Die Stimme ist frech, stark, manchmal überwältigend und erschaudernd. Lässt man sich von der Musik tragen, begibt man sich auf eine Reise durch bekannte und noch zu erfahrende Gefühle.

Bettina Klöti und Vera Kappeler interpretieren, verändern, mischen, spielen traditionelle Schweizer Liedmusik, eigene Kompositionen ergänzen den Bergerausch. Schweizer Volksmusik, schmackhaft, ergreifend und immer wieder überraschend tänzerisch – die Stimme einer Berggeistin, begleitet von Klavier, Harmonium, Toy-Piano, Banjo, Yamaha-Örgeli und Reisealphorn. mw

Bergerausch:
Nie ghört – Lieder aus der Schweiz


Narrenschiff 2018
www.narrenschiff.ch

Hörnern

Wann eigentlich hört man Alphornmusik ab CD aus Boxen oder Kopfhörer? Alphörner gehören doch nach draussen in die Landschaft, ins Gebirge. Oder wenn schon drinnen, dann in weiträumige Hallen, Kirchen, Katakomben. Die Antwort ist kürzer als das Horn: Wenn keiner bläst. Aber wenn schon Alphorn ab CD, dann laut, mit teurem Kopfhörer oder bester Musikanlage, so laut, dass das Horn beim linken Ohr rein, beim rechten Ohr raus und umgekehrt durch den Kopf schallt. Das Quartett Alphorn Experience hat Schmetterboxen verdient. Drei Jahre schon hörnern die vier Mannen von Matten und Bühnen, entstauben respektvoll traditionelle Stückli, funken verteufelt virtuos mit jazzigen Tönen, wagen sich mit dem Alperidoo unerschrocken an neue Spieltechniken. Okay, Ähnliches machen andere Musiker auch, das Ausloten von Volksmusik und ihren Instrumenten zwecks Erweiterung der Hörgewohnheiten beim Eintritt in den Schallraum von Tradition und Moderne ist beliebt geworden. Trotzdem ist es schön. gh

Alphorn Experience:
Mikado


Alphorn Experience, Köniz 2016
www.alphornexperience.ch

Quer durch ...

Das Musikfestival Alpentöne zeigte in seiner siebten Ausgabe ein weiteres Mal, dass die Alpen eine Region transitorischer Begegnungen sind. Hier liegen die wichtigsten Wasserscheiden Europas dicht beieinander. Ganz unterschiedliche Lebensweisen und Temperamente treffen in den Alpen seit Jahrhunderten aufeinander, durch hohe Berge voneinander isoliert, durch Pässe miteienander verbunden. Hier, wo Händler und Waren, Sprachen und Kulturen vorbeiziehen, findet alle zwei Jahre ein wahrhaftiges Gipfeltreffen statt. Musiker aus ganz Europa, vornehmlich aus den Alpenländern, kommen in Altdorf zusammen, um die vielen Facetten und Möglichkeiten akustischer Alpenwanderungen wiederzugeben. Dabei ist das Festival keinem musikalischen Stil verpflichtet. Das Thema ist eindeutig, nicht aber das Genre. Ob Neue Musik, Klassik, Jazz Folk oder (Neue) Volksmusik bzw. Mischungen daraus. So ergibt sich ein abwechslunsreiches Programm, das sich auch in der Auswahl der Titel auf dieser CD wiederspiegelt. (Klpappentext)

Alpentöne 2009
Ein Querschnitt durch das Festival ’09

 
Musiques Suisses 2010
www.musiques-suisses.ch www.alpentoene.ch

... und drüber

Die Alpen sind nicht nur voller Viehglocken, Felsknacken, Donnergrollen, Traktorenmotoren, Lastwagengetriebe, Wasserrauschen, Feengluckern, Teufelsschwänzeln. Alle zwei Jahre gibt es das Alpentöne-Festival in Altdorf. Und wieder einmal ist es jammerschade, dass man 2011 nicht dabei war. Gegen das Jammern hilft der Rückblick mittels Ohren. Musik aus den Bergen von Marcel Oetiker, dem Adrenalinmusikanten am Schwyzerörgeli, mit Arkady Shilkloper, dem wütenden Alphorn, den ruhig plätschernden Quadrat.schen, mit Christian Zehnder (genial), mit den theatrahlen Roberto e Dimitri, und einem eigens zusammengeschweissten Blasorchester, sowie weiteren Urgesteinen und Soldanellen. Oft leicht schräg bis jazzig, manchmal etwas folkig und volkmusikalisch, oft recht vorwärtstreibend, als wäre den Leuten allein im Gebirge nicht wohl genug, als gelüste es ihnen da raus zu gelangen. (gh)

Alpentöne 2011
Ein Querschnitt durch das Festival ’11

 
Musiques Suisses 2012
www.musiques-suisses.ch www.alpentoene.ch

Bergmusik at her best

Das Archiv an Schweizer Volkslieder scheint unendlich gross, von Weithervergangenem bis tief ins heutige Gemüt reichend. Schräge Balladen, wehmütige Liebeslieder und schrullige Tänze haben Bergerausch (Bettina Klöti, Stimme und Vera Kappeler, Klavier) ergraben, erspielt und ersungen. Vielleicht das schönste und archaischte Sammelgut von Volkliedgutes in den letzten Jahren, anrüchig, anheimelnd, berührend. Bergerausch machen jetzige Musik, es wird auch mal wild improvisiert, an der Seele raffeln aber vor allem die melodiösen Lieder mit ihren seltsam schwebenden Texten. Klötis Stimme ist sehr klar, räumefüllend und Berge umspannend, Kappelers Tastenspiel sinnt ebenso prägnant den Tönen nach, schlägt Rhytmen und bringt manche Kuhreihen durcheinander.

Bergerausch:
Erdstern

 
www.myspace.com/br

Neue Alphornmusik

Klassisch - jazzig - fetzig - schräg - orchestral - melodiös - weihnächtlich - sphärisch, keine Hudigäggeler, keine Folklore. Es geht mehr um den Ton, um die Alphornklänge als um Virtuosität technikflatternder Lippen. Schön, dass ein russischer Musiker, der Moskauer Hornist und Flügelhornist Arkady Shilkloper das Alphorn auslotet, einer, der kaum mit Kühen auf einer Weide grast. Dafür kennt er schweizer Komponisten wie Hans Kennel, Matthias Rüegg, Hans-Jürg Sommer und John Wolf Brennan und interpretiert deren mannigfaltigen Bemühungen aktuelle Volksmusik zu spielen und ehemalige zu erweitern. Ein klingender Alpenrosenstrauch mit Blüten, Blättern, Zweigen und Wurzeln, einmal auf der Weide, einmal im Konzertsaal zu hören.

Arkady Shilkloper:
Zum Gipfel und zurück

 
www.musiques-suisses.ch

Gopfertami

Gopfertami, das ist einfach genial schöne und intelligente Musik!

Örgeli, Tuba und Schlagzeug spielen sich temporeich und tönezart entlang heimatlicher und globaler Musik, so, als sei dies sowieso nicht unterscheidbar. Der Uri Rotstock zmitzt auf dem Cover ist nicht Mittelpunkt der Welt, sondern Aussichtspunkt auf die Welt. Und die Menschen auf dieser einen Kugel sind mal traurig, mal lustig, mal beswingt, mal nachdenklich, mal wehmütig, mal verliebt. So zumindest berührt mich diese Musik.

Albin Brun's NAH Trio
Fernsicht

 
www.albinbrun.ch

Ein Garten voller Gerüche

«Der Röseligarten» wurde 1850 von Otto von Greyerz herausgegeben. Patricia Draeger hat sich respektvoll und behutsam an die Lieder rangemacht, lässt eigene Melodien aus den Wurzeln weiterspriessen und uns teilhaben am Lustgarten der zeitlosen Töne. Improvisationen spielen die Lieder in die heutige Welt hinein.

Patricia Draeger, Akkordeon, Flöte, Gesang; Sergei Simbirev, Akkordeon, Schwyzerörgeli, Gesang; Daniel Häusler, Klarinette, Bassklarinette, Gesang; Marc Draeger, Vibraphon, Marimbaphon, Perkussion, Gesang; Christoph Mächler, Kontrabass, E-Bass, Maultrommel, Gesang; Marc Halbheer, Schlagzeug, Perkussion, Gesang.

Paralpin:
Patricia Draegers «Röseligarte»


www.musiques-suisses.ch

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