Bergfieber

Das in diesem Winter erschienene Buch „Bergfieber” der Bäuerin und Älplerin Susanne Reusser beinhaltet einen Zusammenzug von Tagebuchnotizen von den Alpsommer 2000 – 2003, welche in der „Bauernzeitung” erschienen sind.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

In einem Vorwort von L. Iselin wird auf den Mythos „Bergfieber” kurz soziologisch eingegangen. Alsdann informiert C. Greuter über den Werdegang der Autorin und weist insbesondere auf die familiäre Verankerung des z'Alpgehens hin.

Im Hauptteil beschreibt Susanne Reusser alltägliche wie aussergewöhnliche Begebenheiten auf der Alp „obere Breitwang” unterhalb des Hogant, auf welche sie nun seit 20 Jahren „z'Bärg” geht. Neben der runden Charakterisierung ihrer Alp zu Einrichtung, Viehbestand, Milchverarbeitung und den verschiedenen Arbeiten im Verlauf des Sommers werden soziale, viele sinnliche Aspekte und einige grundlegende Überlegungen zum (Alp)Leben erwähnt.

Buchausschnitt

8. August 2003
Die Tücken beim Treiben des Viehs

Als begeisterter Wanderer zieht es mich jedes
Jahr, Sommer und Winter, auf den Hohgant.
Der Aufstieg führt oft über die Nord-Seite
(Chrinne) auf den Gipfel vom Hohgant-West.
Auf dem Rückweg gibt es bei einem kurzen
Halt auf der Alp Breitwang den ersten Alpkäse
aus der vergangenen Saison zu kaufen. Dieses
Jahr ist aus einem kurzen Halt ein längerer
«Urlaub» geworden: Ein Erlebnis der feinen
Art, im Alpbetrieb mitzuhelfen. Mit meinem
Hund, dem Border-Collie Kaira, ist es eine
schöne Aufgabe, das Jungvieh von der Weide
zu holen. Jeder Älpler kann vom Rinderein-
treiben einige Geschichten erzählen! Vom Er-
lebnis, wie er die Tiere im Nebel oder versteckt
am Waldrand nicht finden konnte. Dass er im
Sumpfgelände fast die Stiefel verloren hat,
oder keinen Atem mehr hatte, weil er den
Rindern hinterher rennen musste. Diese Ar-
beit, das Sammeln und Treiben, ist ganz anders
mit der Unterstützung von Kaira. Die Rinder
der Herde auf der Alp Breitwang sind keine
einfachen Tiere. Da sind doch einige Rassen
vertreten, die sich nicht gerne fügen. Zum
Beispiel die Eringerkühe, das Rätische Grau-
vieh mit Kalb, das widerspenstige, rassige Sim-
mentaler Rind der Familie Tschanz. Diese Tie-
re erkämpfen sich untereinander immer wie-
der eine Rangordnung und keine will ihren
Platz aufgeben. Man kann sich kaum vorstel-
len, dass da ein Hund, wie die Kaira mit ihren
16 Kilo Körpergewicht, eine solche Rinderher-
de in Richtung Stall bewegen kann. Sie schafft
es immer wieder! Kaira übernimmt so einen
wichtigen Teil einer sonst aufwändigen Arbeit.

Die Betrachterin und der Leser des Buches spüren die Leidenschaft der Autorin am z'Alpgehen; mensch nimmt Teil an Freude und Leid, Interesse an und Kenntnis der Mitwelt, Wertschätzung und Dankbarkeit.
Im Nachwort legt Nationalrat und SAV Präsident A. Oehrli etwas gar pathetisch die Situation der Alpwirtschaft dar.

Die kurzen Texte werden mit vielen ansprechenden Bildern illustriert.
NichtälplerInnen erhalten einen umfassenden Einblick ins Älplerleben, nicht verklärt, sondern nahe am Boden. Für ÄlplerInnen wird vieles vertraut sein; dennoch ist es interessant die spezifischen Begebenheiten auf dieser Alp und von dieser Älplerin zu erfahren.
Das Buch ist mit den feinen Betrachtungen der Autorin, der ehrfurchtsvollen Haltung gegenüber der Umwelt und den vertieften Zwischenbemerkungen zum Leben durchaus anregend. 


Susanne Reusser
Bergfieber

Schweizer Agrarmedien GmbH, Bern 2003
ISBN 3-9522694-1-7
96 Seiten mit 40 teils grossformatigen Abbildungen
CHF 28.-