Biodiversität

Die Schweiz beheimatet rund 3000 Farn- und Blütenpflanzenarten und schätzungsweise 40000 Tierarten, dazu kommen 1030 bekannte Moos-, 412 erfasste Flechten- und rund 5000 Pilzarten und soviel mir bekannt ist, 1 Mensch. Ein soeben vom Forum Biodiversität herausgegebenes Buch zeigt Zustand, Nutzen, Unterlassenes und zu Forderndes im Bereich der Artenvielfalt.


                        
                            
    
    


                        
                    

                    
                

Was ist Biodiversität

Biodiversität bedeutet „biologische Vielfalt”. Der Begriff umfasst die genetische Vielfalt, sowie die Vielfalt der Arten und Lebensräume auf unserem Planeten. Biodiversität schliesst alle Arten von Lebewesen ein, auch den Menschen. Der wiederum ist es, der die Artenvielfalt am stärksten vermindert, und oft Tier- und Pflanzenarten in letzter Minute vor dem Aussterben rettet. Zur Biodiversität gehören die genetische Vielfalt einer Art, die Artenvielfalt innerhalb eines Ökosystems und die Vielfalt dieser Ökosysteme in einer Region.

Für was brauchen wir sie

„Die Natur braucht uns nicht, wir brauchen die Natur.” Der einfache Mensch hat Freude an einer Vielfalt von Leben, die ForscherInnen haben Angst, dass der Rückgang der Artenvielfalt ungeahnte Folgen (negative) für unser Leben hat. Tatsächlich essen wir täglich einen Teil Biodiversität, geniessen sie auf Waldspaziergängen, fotografieren sie für Kalenderbilder, arbeiten mit ihr zusammen auf der Alp usw. Gleichzeitig benützen wir sie für die Medikamentenherstellung, zur Herstellung von Kleider, Autos, Strassen und Häuser oder patentieren Teile davon, um reich zu werden.

Der oft rücksichtslose Verbrauch der natürlichen Ressourcen durch die menschliche Bevölkerung steht in krassem Widerspruch zu unserer Abhängigkeit von dieser Ressource. Im Gegensatz zu vielen anderen vom Menschen verursachten Umweltschäden kann der Verlust einer Tier- oder Pflanzenart nicht rückgängig gemacht werden.

Wo kommt sie vor

Einzelne Lebensräume wie Streueflächen, Trockenwiesen und Auenwälder weisen eine beachtliche Artenvielfalt auf. Grossflächig intensiv kultiviertes Landwirtschaftsland hingegen ist sehr arm an Arten.

Beispiel Alpenraum: Etwa ein Viertel der Schweiz liegt oberhalb der Waldgrenze zwischen 1700 und 2300 Meter. Die Wildheuflächen gehören dort zu den artenreichsten Magerwiesen der Schweiz. Die meisten sind durch Bewirtschaftung entstanden, werden aber heute zusehends vernachlässigt, gedüngt oder beweidet. Die Beweidung fördert zwar allgemein die Gräser, Kräuter hingegen, vor allem Orchideen, nehmen aber ab. Insgesamt ist der floristische Artenreichtum im alpinen Gebiet höher als in der Tiefe, dies vor allem wegen den vielen speziellen Ökosystemen (Alpweiden, Felsfluren, Geröllhalden, Feuchtgebiete, Wildheuflächen) in nächster Nähe. Von den 1283 Alpenpflanzenarten in der Schweiz kommen knapp die Hälfte nur oberhalb der Waldgrenze vor.

Nutztierrassen kommen in den Schweizer Alpen europäisch gesehen in der grössten Vielfalt vor. Die sonstige Fauna ist zum Teil noch unerforscht. An einem „Tag der Artenvielfalt” im Gebiet der Alp Flix (Oberhalbstein) wurden innerhalb von 24 Stunden auf einer Fläche von nur vier Quadratkilometern gut 2100 Arten (Flora und Fauna) festgestellt, darunter auch noch nicht beschriebene. Durch ihre Entdeckung wird in erster Linie die rote Liste der gefährdeten Arten länger.

Was ist zu tun

Für die ForscherInnen ist es klar, dass nur die Anzahl der Arten und die Untersuchung ihrer zeitlichen Veränderung den Menschen und der Politik aufzeigen können, das man viele unterschiedliche Lebensräume bewahren oder schaffen muss. Das sichert ihnen Arbeitsplätze und kostet Geld. Schade, dass sie recht haben. Ohne eine Bezifferung von Verlust und Zerstörung der Artenvielfalt, merken wir wohl nicht, wie nötig wir sie haben, zum Leben und zur Freude.

Das Buch „Biodiversität in der Schweiz” sollten wir den Leuten und Politikern schenken, die es nicht lesen wollen.


Forum Biodiversität Schweiz (Hrsg.)
Biodiversität in der Schweiz
Zustand, Erhaltung, Perspektiven
Haupt Verlag, Bern 2004, www.haupt.ch
236 Seiten, farbige Abbildungen, Tabellen, Klappenbroschur
CHF 48.–
ISBN 3-258-06800-3
Das Buch ist auch in französischer Sprache erhältlich
La Biodiversité en Suisse
ISBN 3-258-06815-1

Weiterführende Informationen im Netz:

http://www.biodiversity.ch/
Forum Biodiversität Schweiz, zweisprachig de und fr, verständlich, umfassend, engagiert

https://naturwissenschaften.ch/climate
Klima-Portal von ProClim, Forum for Climate and Global Change, umfassende Informationen zur Klimaveränderung und deren Auswirkung auf Tiere, Pflanzen und Menschen, de und en gemischt.

www.schatzinselalpflix.ch/
Anhand des Beispiels Alp Flix wird gezeigt, wie eine Biodiversität-Aufnahme vor sich geht und welche unerwarteten Ergebnisse die ForscherInnen überraschen.