Die schwarze Liste

Die zalp wird regelmässig gebeten ein Beurteilungsschema für Alpbetriebe zu erstellen oder Alpbetriebe, die das Personal schlecht behandeln und den abgemachten Lohn nicht zahlen, auf eine schwarze Liste zu setzen. Folgend zur Diskussion ein Szenario, wie wir uns das vorstellen könnten.
  


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                                            
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

  
Wer kommt auf die Liste

Es gibt Alpmeister, die sind beim Anstellungsgespräch freundlich, offen, scheinen tolerant und versprechen einen guten Lohn. Also Handschlag. Dann im Sommer sieht einiges anders aus, der Alpbetrieb entspricht nicht den Angaben im Winter, die Arbeit nicht den Abmachungen und der Alpmeister entpuppt sich als cholerisch, zugeknöpft und uneinsichtig. Das Weidegebiet ist steil und steinig, es stürzen Tiere ab, Klauenprobleme sind tägliche Mühsal. Die Sennerei ist dürftig eingerichtet, das Wasser ungenügend, der Käse wird nicht wie gewünscht. Der Alpmeister zeigt kein Verständnis und zahlt im Herbst nicht den abgemachten Lohn aus.

So eine Alp kommt auf die schwarze Liste.

Es gibt Älpler, die geben beim Anstellungsgespräch an, zehn Jahre Alperfahrung mitzubringen und schon mit hundert Kühen gearbeitet zu haben. Die Bauern seien immer sehr zufrieden gewesen, auch weil sie kranke Klauen selber behandelt hätten und beim Güllnen und Holzen mitgeholfen. Im Sommer merkt der Alpmeister, dass der Älpler ein Alkoholproblem hat, die Kühe schlägt und im Team ständig Intrigen anzettelt. Eigentlich wäre er ein guter Älpler, aber mit dem Alkohol zusammen vernachlässigt er das Vieh und verhält sich gegen Tier und Mitälpler jähzornig. Als das Team und der Alpmeister ihm den Alkohol entziehen, haut er ab.

So ein Älpler kommt auf die schwarze Liste.
  

Wie wird die Liste gepflegt

Der oben erwähnte Alpmeister übergibt seinen Job zwei Jahre später an einen anderen Bauern der Alpgenossenschaft. Dieser sieht ein, dass eine neue Wasserfassung nötig ist, die Sennerei verbessert werden kann und er bringt die nötigen Änderungen in der Genossenschaft durch. Mit dem Personal werden schriftliche Verträge gemacht und auch eingehalten. Der Alpmeister telefoniert der zalp, damit die Alp von der schwarzen Liste gestrichen wird. Die zalp ist skeptisch, will zuerst mit dem Personal reden. Es stellt sich heraus, dass der momentane Käser der Schwager vom Alpmeister ist und er etwas übertrieben die Alp, sowie auch den Alpmeister und die Bauern lobt. Die zalp bleibt skeptisch und will die Alp selber prüfen, geht im Sommer drei Tage auf die Alp, um wirklich nicht übers Ohr gehauen zu werden. Die zalp sieht: Alles ist gut und streicht die Alp von der Liste.

Der oben erwähnte Älpler findet rechtzeitig auf den Alpsommer keine Alpstelle und meldet sich darum beim Alpofon. Allerdings mit anderem Namen, weil auch das Alpofon greift auf die schwarze Liste der zalp zurück, wie auch der Schweizer Bauernverband und die regionalen Alpkommissionen. Erfahrene Alpleute kann das Alpofon immer brauchen, und daher vermittelt es den Älpler sofort an eine grosse Kuhalp, wo der Hirt wegen Arbeitsüberlastung gegangen ist. Dieser kommt auf die graue Liste.

Die Kuhalp und deren Senn ist dem Alpofon bekannt, weil schon mehrmals Personal vermittelt wurde. Nach Recherchen stellt sich heraus, dass der Gesamtlohn für die Alp höher ist, als der Senn seinen Mitälplern angibt. Vermeintlich verdienen alle denselben Lohn, in Wirklichkeit schöpft sich der Senn den nicht angegebenen Betrag ab. Das Alpofon gibt diese Meldung an die zalp weiter, die führt eine blaue Liste ein und setzt den Senn drauf.
  

Die Auswirkungen der Liste

Mittlerweile erhält die zalp im Herbst diverse Mails mit Angaben zu Alpen und Alpmeistern, die auf die schwarze Liste sollen. Im Gegenzug melden auch immer mehr Alpmeister unbrauchbare Alpleute. Die Untersuchung auf den Wahrheitsgehalt der jeweiligen Angaben gestaltet sich aufwendig, die zalp stellt Leute ein. Um sie zu bezahlen werden 1% vom Alplohn abgezogen. Wie heute in einem durchgängigen Kontrollsystem nötig, wird auch die zalp und ihre Kontrolleure von einer unabhängigen Kontrollfirma kontrolliert. Diese wird von einer 1-prozentigen Abgabe auf den Alpkäseverkauf bezahlt.

  • Der zuoberst erwähnte Alpmeister hat seinen kleinen Bauernhof aufgegeben und geht jetzt selber z’Alp. Er meldet der zalp im Herbst seine Alp für auf die schwarze Liste, weil ihn die Bauern beim Schneefall alleine gelassen haben.

  • Der lohnabschöpfende Senn ist nicht mehr Senn und sucht eine Stelle im Bankwesen. Er bittet die zalp, ihn von der blauen Liste zu streichen, da sein Name in der Suchmaschine Google dort erscheint.

  • Der Alkoholiker macht eine Entziehungskur, findet eine kleine Alp, wo er wenig Tiere hüten muss und Zeit hat zu schreiben. Er will seine Lebensgeschichte in Form eines Romans veröffentlichen.

  • Die zalp etabliert sich als Alp-Polizei, verdient damit recht gut und streicht dafür den nicht profitablen Zeitschriftenteil.

  • Die Älpler und Alpmeister profitieren von den Listen, weil sie beim Anstellungsgespräch kein Personalgespür haben, keine Referenzen einholen und überhaupt keine Selbstverantwortung mehr tragen müssen.