2014 wagte der kleine Glarner Alpverein ein kleines Wagnis: Er lancierte ein 360-Seiten dickes Buch, worin alle 88 Glarner Alpen porträtiert wurden. Das Buch war nach zwei Jahren ausverkauft, beinahe schneller als die 180 Tonnen Alpkäse, die die Glarner Senninnen und Sennen pro Jahr produzieren. Zehn Jahre später folgt jetzt eine vollständig aktualisierte Neuauflage: Die vielen Bilder zeigen die Glarner Alpwirtschaft vom Morgenrot bis zur Abendweide und umgekehrt. Es wird gearbeitet, geflucht, gelacht und auch mal gejodelt. Es riecht nach Käse und Ziegenbock, nach Stiefelsocken und Alpenrosen.
Die Weidefläche auf den Glarner Alpen ist mehr als doppelt so gross wie die Fläche auf den Bauernbetrieben im Tal. Die Bäuerinnen und Bauern können durch die Alpung mehr Tiere halten und sichern sich so eine Existenz, denn die Glarner Landwirtschaft ist schweizweit gesehen eher kleinstrukturiert. Auf den meisten Alpen arbeiten Familien, die Kinder sind von Anfang an mit dabei, müssen Kuhfladen schaufeln und Käseschwänze essen, das prägt fürs ganze Leben.
Die langjährige Verbundenheit mit der Alp hat unter anderem mit dem System der Pachtalp zu tun. Es sind vornehmlich Bauern, die eine Alp pachten und auch selber hochgehen. Dies bedingt zwar eine Doppelbelastung durch die Heuarbeit, bewirkt aber auch ein Gefühl, die «eigene» Alp zu bewirtschaften – und für jeden ist die «eigene» Alp natürlich die schönste.
Was zudem augenfällig ist: hier gehen solide, robuste Tiere z’Alp und viele mit «Horä». Die ruppige, ungehobelte Berglandschaft der Glarner Alpen verlangt nach trittsicheren Tieren, und im Glarnerland ist das Original Braunvieh, quasi die schweizerische Urkuh, so verbreitet wie kaum woanders in der Schweiz.
Zahlen zur Glarner Alpwirtschaft:
Die 88 Alpen sind in 118 Sennten aufgeteilt, auf gut 40 Sennten wird gekäst, auf einer einzigen Alp wird noch Glarner Alpziger hergestellt. Zirka 30 Alpen werden alleinig mit 700 Mutterkühen, 5000 Rindern oder 4400 Schafen sowie 550 Ziegen bewirtschaftet, auf einer Alp weiden 20 Yaks.
Die 3200 Milchkühe geben knapp 3000 Tonnen Milch, davon verarbeiten die Sennen 180 Tonnen zu Alpkäse, gut 1000 Tonnen Milch liefern sie an Molkereien. Um all die Arbeit bewältigen zu können, braucht es 230 Älplerinnen und Älpler.
Nur Kinderlachen und Alpenglühn ist das Leben bei den Glarner ÄlplerInnen aber nicht. Viel Ärger machen die ständig neuen Anforderungen verschiedener Behörden bei Hygiene, Tierschutz und Gewässerschutz – immer verbunden mit etlichen Formularen, deren Kontrollen und der Kosten dafür. Hinzu kommen Erhöhungen beim Pachtzins und neue Pflichten durch die Gemeinden, zum Beispiel beim Strassenunterhalt oder Kuhfladenputzen auf den Wanderwegen. Und vor der Hüttentüre stehen genügend Herausforderungen, Stichwort Trockenheit und Alppersonal, Reizwort Wolf und Naturschutzverbände. Da nützt alleinig Zähneknirschen nichts, da müssen die Älplerinnen und Älpler noch kräftig die Schellen schwingen.
Das Buch ist bestellbar im Buchhandel oder direkt beim Glarner Alpverein:
www.glarneralpverein.ch/alpbuch
Herausgeber Glarner Alpverein
Glarner Alpbuch
Zwischen Morgenweide und Abendrot
368 Seiten, 580 Bilder, gebunden
ISBN 978-3-033-10639-0
inklusiv Wanderkarte M 1:50’000
CHF 68.– plus Versandkosten