Musik

Rasant bis sehnsuchtsvoll

Neue, frei erfundene Volksmusik von Alfiresli, frisch und unbezähmbar, strubblig und schräg bis melodiströs. Auch das frei Erfundene lässt die Muskeln in bekannten Takten zuckeln, die Melodien nehmen einem mit in geläufigen Volksharmonien. Die meisten Stüggli sind mitklatsch- und tanzbar. Alfiresli sind lebensecht und direkt vor Aug und Ohr ein sicherer Wert für einen lüpfig heimeligen Anlass, ihr mittlerweile ausuferndes Repertoire spielt von rasant bis sehnsuchtsvoll, bewegts sich beiseits und jenseits von Folklore. Etwas Sprachgewandtheit beim Zuhörer ist von Vorteil, die Lieder sind oft witzig in Ton, Takt und Text.

Alfiresli:
Wünschellieder

 
www.alfiresli.ch

Alte Schinken neu geschnitten.

Altes Liedgut neu aufgemacht ist im Trend. So auch bei eCHo, einer hochkarätigedelsteinigen und losen Formation um Dide Marfurt und Thomi Erb, manchen als Doppelbock bekannt. Am Gesang Corin Curschellas, Christine Lauterburg und Walter Lietha, da kann für Heimatbegeisterte (und Gestriggebliebene wie mich) fast nichts mehr schief gehen. Es wird mit Lust gespielt, aber am schönsten sind die wehmütigen Lieder, deren Text mehr hergibt, als man damals beim schulmeisterlichen Gesangsunterricht meinte.

Über die Heimat hinaus

Am Anfang bin ich mir nicht ganz sicher, ob beim ersten Lied tatsächlich die Ziege singt, deren Treichel man im Hintergrund hört. Nur wenig später, als der Jodel eine Oktave abtaucht, klärt sich die Frage. Und ich staune, welchen Umfang die Stimme der Sängerin Isa Wiss abdeckt. Improvisationen und heimatliche Lieder singt sie mit eigentümlicher Wucht und Fülle, ihr Jazzgroove findet sich ausgezeichnet mit dem Saxophon von Albin Brun und dem flinken Akkordeon von Patricia Dräger. Den Kontrabass dazu macht Claudio Strebel. Während das heimatliche Motiv Bergsehnsucht weckt, öffnen die experimentellen Songs den Blick dafür, dass es da noch viel, viel mehr gibt. ln

Albin Brun Trio & Isa Wiss:
Lied.Schatten


Narrenschiff 2018
www.albinbrun.ch

Der Wind säuselt allerorts

Albin Brun ist oft unterwegs, nicht nur am Pilatus, seinem Heimberg, auch auf den Lofoten, in der Bretagne, in Kairo, an der ligurischen Küste, in Weissrussland, in Namibia und in der Seebadi Luzern. An allen Orten säuselt der Wind ihm und seinem Schwyzerörgeli Musikalisches zu. Sein Foto- und Musikalbum «Wegmarken» nennt er selber «eine persönliche Volksmusik entlang der eigenen Biografie, in der sich ‹das Alpine› mühelos mit östlichen und südlichen Einflüssen verbindet». Das albinös brunsche Örgeli ist wohl eines der vollatmigsten und luftigsten im ganzen Land, egal ob der Sturm fegt, der Hagel prasselt, der Niesel wehmüetelet. Es kann dröhnend seufzen, leichtfüssig tanzen, kann flehend sinnieren, klangvoll poltern – ­alle Schranken von Jazz, Volks- und Weltmusik überfliegend. Albins langjährige Freunde Andy Gabriel, Marc Unternährer und Andy Aegerter an der Geige, der Tuba und den Drums schmieren massig Senf dazu. Hammerschön. ln

Albin Bruns NAH Quartett:
Wegmarken

 
Double Moon Records 2014
www.albinbrun.ch

Gstudiertes Schwyzerörgeli auf rasanter Fahrt

Ein Schwyzerörgeli, wie du es noch nie gehört hast. Jazzig, funkig, bluesig, schräg und schön. Abdampfend, losreissend, lostanzend, agierend wie ein Saxophon, sich um den gestrichenen Bass windend, entlang der Schlagzeugtrommeln rasend. Marcel Oetiker spielt das Schwyzerörgeli quer durch alle Stilrichtungen, locker vom Hocker, obwohl er einer der wenigen ist, die das Örgeli studiert haben. Eine Anlehnung an die Folklore gibt es beim dem Trio nicht. Die schöne Freiheit freut auch das Schwyzerörgeli, und man hört es ihm an. Etwas ausgleichende Gerechtigkeit, denn das Saxophon kann ja auch nichts dafür, dass es für die Hudigäggeler- und Oberkrainer-Bands missbraucht wird. Tipp: Play it loud!

Marcel Oetiker TRIO:
Evolution

 
www.marceloetiker.com

Gopfertami

Gopfertami, das ist einfach genial schöne und intelligente Musik!

Örgeli, Tuba und Schlagzeug spielen sich temporeich und tönezart entlang heimatlicher und globaler Musik, so, als sei dies sowieso nicht unterscheidbar. Der Uri Rotstock zmitzt auf dem Cover ist nicht Mittelpunkt der Welt, sondern Aussichtspunkt auf die Welt. Und die Menschen auf dieser einen Kugel sind mal traurig, mal lustig, mal beswingt, mal nachdenklich, mal wehmütig, mal verliebt. So zumindest berührt mich diese Musik.

Albin Brun's NAH Trio
Fernsicht

 
www.albinbrun.ch

Auch mal wehmütig

Am schönsten ist das Örgeli, wenn es die Töene langzieht – und man fragt sich, wieso dies in der Volksmusik so selten geschieht. Albin Brun macht es, zum Teil wenigstens, und wo es dann doch schneller zu und her geht, bringt Andy Aegerter, aus Buenos Aires stammend, südliche Rhythmen ein. Aber einfach nur verjazzt sind die Schweizer Lieder nicht, das wäre doch zu nostalgisch. Heute werden Volkslieder frisch von der Leber gespielt, ohne moralische Schrägakkorde. Die nächste CD wünsche ich mir live eingespielt, das nimmt den Musikkanten die letzte Zurückhaltung und lässt sie spielen wo sie hingehören: zu den Leuten.

Albin Brun's NAH Trio
Nahaufnahmen

 
www.albinbrun.ch

Herzschläge mit Schnauf

«Vielleicht haben die ja recht, die vorgeben, dass es im Himmel Harfen gibt. Vielleicht auch Flöten und Geigen. Doch ich bin sicher, dass es dort keine Akkordeons gibt, so wie ich sicher bin, dass es dort keine grüne Kuhscheisse gibt, die nach wildem Knoblauch riecht. Das Akkordeon ist für das Leben auf dieser Erde gemacht, die linke Hand gibt den Bass und die Herzschläge an, die Arme und Schultern mühen sich Atem zu schaffen, und die rechte Hand greift nach Hoffnungen!» Das Zitat von John Berger passt ganz treffend zu der Musik von Werner Aeschbacher.

Werner Aeschbacher:
Aeschbacher

 
www.aeschbacher.li

Aeschbacher x Hägler

Aeschbacher auf seinem Langnauerli und Hägler als Schlaginstrumentalist, der alles zum Trommeln benutzt, das sich dazu eignet, seien es Ölfässer oder seine Stromgitarre. Die beiden stossen in eine neue Dimension der Volksmusik vor, eine Art Volxblues. Den Traditionellen werden zwar die Haare geradestehen, falls vorhanden, aber der offene Zuhörer wird an der Musik die hellste Freude haben.

Aeschbacher x Hägler
 
www.aeschbacher.li

Für Glogge, Trichle und Konsorten

Ein Stück Musik für Glogge, Trychle, Chlopfe, Schelle, hervorgebracht durch Vieh, Glockengiesser, Treichelschmiede, Älpler, Toningenieur, Wind und Wetter, etc.

  • Vol 1: Diese CD enthält das vielstimmige Glockengeläute einer einzigen Rinderherde (71 min.), aufgenommen am 12. September 1992 (Vollmondnacht) auf der Alp Aelggäu OW.

  • Vol 2: Zusammengefügt zu einer akustischen Reise durch die Klanglandschaften von neunundzwanzig Alpweiden. Das Geläute stammt vor allem von Alpherden aus dem Entlebuch, Muotatal, Schächental, Alpstein und aus Unterwalden (74 min.).

Auf der Website von Cyrill Schläpfer finden sich noch mehr Töne für HeimwehälplerInnen.

Cyrill Schläpfer:
s'Glüüt

 
www.csr-records.ch

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