Beim ersten Ohr voll quoll mir die Leinwand von Cinématique etwas über, zu viele Einfälle, Pointen, Rückblenden, zu häufiger Genrewechsel, zu facettenreich, zu sehr Geniestreich – dieser Story vermochte ich nicht zu folgen. Kein Wunder, beziehen sich doch die Musikkompositionen auf Regisseure wie Tarkowski, Fellini, Godard, nicht auf mir bekannte Bergfilme von Schnyder, Comencini und Murer. (Ich nehme an, alle wissen, wovon ich schreibe, Nostalghia statt Heidi.) Jetzt ist es so, dass ich zum Sonntagsbratenkochen gerne den Algorithmus shuffeln lasse. Welcher, aus was für Gründen auch immer, Cinématique bevorzugt durch die Boxen jagte. Oha, das klingt interessant, wer schmettert mir da den Berg in die Küche, kollert mir Steine in den Topf, säuselt mit dem Abendwind? Aha, Pago Libre, eingespieltes Team seit 30 Jahren. Und beim zweiten Ohr beginne ich zu begreifen, was das Alphorn stampft und lyrt, das Alperidoo gurrt (Arkady Shilkloper), die Geige schwirrt (Tscho Theissing), die Bässe bossen (Daniele Patumi und Georg Breinschmid) und das Klavier von John Wolf Brennan alles umgarnt, anspornt, ihm vorauseilt. Ich bin gespannt auf Ohr Nummer drei. gh