Bücher

Die Alpen im Bild

«Was Sie hier sehen ist keine Idylle, sondern Zeichen einer tiefen Krise!» Der Geograph und ausgewiesene Alpenfachmann Werner Bätzing kämpft seit Jahrzehnten als Forscher und Aktivist für den Erhalt des Natur- und Kulturraumes Alpen. Massentourismus, Autobahnen, Stauseen und neue Gewerbegebiete verändern den Alpenraum derzeit stark und die Natur- und Kulturlandschaft droht zu verschwinden.

Anhand von aussagekräftigen und eindrücklichen Bildern und ihrer Abfolge im Band erlebt der Betrachter den Wandel der Alpen sehr direkt. Die kurzen Erläuterungen vertiefen die Bildaussagen und lassen die Ursachen dieses fundamentalen Wandels verstehbar werden.

Werner Bätzing bezieht Stellung und kritisiert die aktuellen Entwicklungen der Alpen scharf. Damit greift dieser Bildband - wie auch der Autor - in die aktuelle gesellschaftliche Diskussion um die Zukunft der Alpen ein. Klappentext

Werner Bätzing:
Die Alpen

Das Verschwinden einer Kulturlandschaft

Gebunden, 220 Seiten
160 Abbildungen
wbg Theiss 2018
ISBN 978-3-8062-3779-5
CHF 49.90

S’fägt no immer

Im Juli 1993 bat die Kulturzeitschrift «DU» mit der Ausgabe über den «Sound des Alpenraums» zum Tanz mit der «Neuen Volksmusik». Damals war das Wort «neu» noch neu. 25 Jahre später tastet und chnöpfelt sich dieselbe Zeitschrift an eine Art Bestandsaufnahme der aktuellen Szene. Die experimentelle Phase der damals frisch aufblühenden MusikantInnen ist mittlerweile Kompost. Wo früher der aufmüpfige Charakter Teil des Selbstverständnisses war, Volksliedgut eigensinnig zu interpretieren, wird heute minutiös recherchiert und seriös musiziert. In 25 Jahren ist denn auch manche Saite und etlicher Balg gerissen. An der Hochschule Luzern kann man sich einen «Bachelor of Arts in Music» im Bereich Volksmusik erspielen, in der Metropole Zürich fägets an Stubete in der Trendbeiz «El Lokal», auf der Bühne im Volkshaus und zweijährlich an der Grossveranstaltung «Stubete am See». Mittlerweile sind Bands wie Hujässler oder Pflanzplätz Kult und Jodeln kann an jeder Ecke gelernt werden, nicht nur mehr in der Migros-Klubschule. Wer daran schuld und mitverantwortlich ist, wird im DU mit der Nummer 885 auf die Bühne geführt. Viele Bilder, viele Portraits, diverse Rückblicke, etliche Betrachtungen und Verflechtungen sowie weitere Aktualitäten. Das Magazin lädt ein, seinen Lohn in CDs und Konzerte zu investieren. gh

DU 885 Juli/August 2018 :
Neue Schweizer Volksmusik

kartoniert, 100 Seiten
Du Kulturmedien AG, Zürich 2018
ISBN 978-3-905931-84-6
CHF 20.–
www.du-magazin.com

Dietro quel pezzetto di formaggio

C’è un mondo intero, sull’alpe: donne e uomini, giovani e anziani che stagione dopo stagione si recano in alta montagna con le greggi per produrre un formaggio unico e particolare. Con grandi sacrifici, ma carichi di altrettanta passione. Abbiamo attraversato la Svizzera italiana in lungo e in largo per incontrarli. Scoprendo esistenze, ricordi, speranze di persone generose e tenaci. Il risultato di questo viaggio è un racconto collettivo fatto di parole e immagini. 66 incontri, 113 fotografie e un reportage radiofonico che dipingono tutti gli aspetti di questo straordinario mondo. E ci permettono di capire cosa c’è realmente dietro a quel pezzetto di formaggio che abbiamo il piacere di degustare. Comunicato stampa

Renato Bontognali, Lorenzo Erroi, Lara Montagna, Ely Riva:
Volti dell’alpe

 
Hardcover, 304 Seiten
Salvioni Edizioni, Bellinzona 2018
ISBN 978-88-7967-396-9
CHF 40.00

225 Seiten Bild, 25 Seiten Text

Die im Buch vorgestellten fünf Viehtriebe gehen allesamt von Südtirol aus über die Grenze in die Schweiz und nach Österreich. Der Fotograf Mauro Gambicorti begleitet seit gut zwanzig Jahren Herden und Treiber-Innen auf ihren Wegen zu den Weiden. Aus seinen ruhigen Bildern spricht die Erfahrung, sein Respekt vor der Arbeit und den Traditionen ist durchgängig spürbar. Nicht einmal eine Bildlegende lenkt vom Bild ab. Gambicorti ist nicht am heutig rasenden Fotojournalismus interessiert, am Lechzen nach Likes. Ihm scheint es um das Dokumentieren einer Lebensart zu gehen, die möglicherweise durch die industrielle Landwirtschaft langsam und heimlich verschwindet.

Eingeführt wird das Buch mit einem Text der Geografin und Kultur-anthropologin Anja Salzer, die der Transhumanz die Flüchtlingsbewegungen aufgrund von Kriegen, Unterdrückung und Naturkatastrophen gegenüberstellt. Menschen auf der Suche nach neuen Weidegründen. Sie wirft zudem einen Blick auf die Touristenströme   – dort würde man dann jedoch Viehtrieb sagen und nicht Transhumanz. gh

Mauro Gambicorti, Anja Salzer:
Über Gletscher und Grenzen

Die jahrtausendealte Tradition der Transhumanz in den Alpen
 
gebunden, 256 Seiten
Edition Raetia, Bozen 2017
ISBN 978-8-8728-3592-0
CHF 41.90
www.raetia.com

Wahn und Sinn am Berghang

16 Kilometer Lawinenverbauungen am Chüenihorn über dem Bündner Dorf St. Antönien. Kaspar Thalmann hat sie fotografiert wie wir ÄlplerInnen unsere Kühe, von hinten von vorne von oben von unten. Die Bilder aus diversen Perspektiven erzeugen beim Betrachten unterschiedliche Gefühle: Manchmal wirken die Verbauungen bedrohlich, als könnten sie eines Tages Beton und Stahl über das Dorf werfen, manchmal halten die Fanggitter schützend ihren Arm über das Tal. Blicke aus der Luft lassen die unglaubliche Arbeit erahnen, die hier Menschen am Steilhang vollbracht haben. Aus der Fernsicht erstaunt die architektonische Ästhetik von Reih und Glied am Berg, von nah die marode Existenz der verwitternden Gestelle. Ein Endlosbauwerk. 1953 in Angriff genommen, hat es unzählige Millionen gekostet und verschlingt 400000 Franken an jährlichen Unterhaltskosten. Zum Schutz von 70 Menschen und 90 Gebäuden an einem Ort, der in einer kantonalen Studie 2005 zum «potenzialarmen Raum» erklärt wurde.

Thalmanns Fotografien sind unspektakulär und doch fesselnd, Bilder für verweilende Augen und sich runzelnde Stirnen. Die Texte sind thematisch gegliedert: Olonetzky befasst sich mit der Ästhetik, Hotz mit der Geschichte, Gantenbein mit den Menschen, die sie vorantreiben. Da geht es dann nicht nur um Lebensraumsicherung und Existenz einiger Bergbauernfamilien, sondern um politische und wirtschaftliche Interessen. Das ist spannend zu lesen und öffnet den Fächer weit über St. Antönien: Was machen wir als Gesellschaft mit Minderheiten, die viel kosten? Einfach die Lawine sausen lassen? gh

Fotografie: Kaspar Thalmann
Texte: Köbi Gantenbein, Stefan Hotz und Nadine Olonetzky:
Oder das Tal aufgeben

Die Lawinenschutzbauten von St. Antönien
 
128 Seiten, gebunden
15 farbige und 34 sw Abbildungen
Scheidegger & Spiess, Zürich 2015
ISBN 978-3-85881-478-4
CHF 49.–
www.scheidegger-spiess.ch

Mythen, Museen, Mastschweine

Wenn wir an Landwirtschaft denken, kommt uns erst mal eine Kuh, dann ein bärtiger Bauer, eine hübsche Landschaft, vielleicht noch ein Traktor in den Sinn. Markus Bühler-Rasom hat während mehreren Jahren die Landwirtschaft als erweiterte Agrarzone, die tief in die Gesellschaft hineinreicht, fotografiert und ergänzt unsere Kopfbilder mit Bildern zu Politik, Industrie, Verarbeitung, Logistik, Entsorgung, Folklore, zu Preisverleihungen, Mythen, Museen, Mastschweinen usw. Präg­nante, teils plakative Portraits zeigen den Menschen in diesem Panoptikum als Bäuerin und Bauer, als Unternehmer und Schaffer, als Täter und Verwalter, als Werbeträger und Lobbyisten. Das Buch ist äusserst sorgfältig gemacht: Papier, Druck, Format passen; längere Bildlegenden und eher spärliche Texte liefern knappe Informationen und bisweilen philosophische Ein- und Ausblicke, die fotografisch schwer sichtbar gemacht werden können. Der Bildband bildet die momentane Landwirtschaft nicht nur ab, sondern macht sie lesbar und fordert zum eigenen Nachdenken auf, wie wir mit der Landschaft, den Tieren, den Pflanzen – und schlussendlich auch mit uns – umgehen wollen. Er tut dies ohne missionarischen oder ideologischen Eifer. Wer trotzdem ein Unbehagen spürt, liegt nicht ganz falsch. gh

Markus Bühler-Rasom:
Landwirtschaft Schweiz

 
288 Seiten, gebunden
200 SW- und Farbbilder
AS Verlag, Zürich 2014
ISBN 978-3-906055-27-5
CHF 68.–, EUR 62.90
www.as-verlag.ch

Über den Kessirand geschaut

Meist ist Alpwirtschaft stark regional geprägt mit ihren Bräuchen, Traditionen, Rechten, Pflichten, von der Tierart über die Bekleidung der ÄlplerInnen bis hin zu Stacheldrähten oder Elektrozäunen. Über den Kessirand spähen wir hier nach Bad Hindelang im Allgäu. Das Buch entstand im Geiste um die Anerkennung der Alpwirtschaft bei der UNESCO als «immaterielles Kulturerbe», was so viel bedeutet wie «Bewahrung traditioneller Kultur und Folklore». Den Autoren aus Politik, Naturschutz, Forschung und Bauerntum gelingt es, die allgäuische Verbundenheit zur Alpwirtschaft aufzuzeigen, ohne in folkloristische Heimattümelei zu verfallen. Interessant, wie sich jenseits der Grenze ähnliche Probleme in Bezug auf Bestossung, Ökologie, Vergandung und Strukturwandel stellen wie bei uns – auch wenn die HindelangerInnen gemäss ihrer Geschichte und ihren Gepflogenheiten eigene, regionale Lösungen ausdenken. gh

Autorenschaft:
Kulturerbe Alpwirtschaft in Bad Hindelang

 
120 Seiten, gebunden
viele Farbbilder
context verlag, Augsburg 2014
ISBN 978-3-939645-80-1
CHF 28.50, EUR 19.80
www.context-mv.de

Reich dokumentiertes, nostalgisch anmutendes Uri

Wer gerne Fotobücher anschaut, mag dieses Buch! Es dokumentiert den Kanton Uri mit seinen BergbewohnerInnen durch eine grosse Anzahl Fotos. Die einen entsprechen mehr dem ästhetischen, die anderen mehr dem dokumentarischen Anspruch, und bei einigen fragt sich der Betrachter vielleicht, ob sie nötig sind. Nebst einer kurzen Einführung über die Organisation des Kantons führt der Autor den Betrachter vom unteren Reusstal über Schächental und Urnerboden ins obere Reusstal und zu guter Letzt ins Maderanertal. Dabei werden verschiedene Personen und Familien porträtiert, die entweder als Bergbauern, Älpler, Wildheuer oder in weiteren Bereichen tätig sind. Es werden zwar einige interessante Geschichten der abgebildeten Personen angesprochen, die Texte gehen jedoch selten in die Tiefe. Schade auch, dass im Dschungel der Fotos die guten Bilder etwas verloren gehen. Nebst dem Älplertum werden auch das Handwerk der Glockenherstellung, die Schneeräumung am Pass oder Bräuche wie die «Chilbi» gezeigt. pw

Andreas Bachofner:
UR-Alpen

Alp- und Bergleben im Kanton Uri
 
248 Seiten, gebunden
viele Farbbilder
Gisler Druck, Altdorf 2014
ISBN 978-3-906130-89-7
CHF 39.–

Waadtländer Jura

In verschiedenen Kapiteln wird eine detaillierte Beschreibung und Typologisierung der «Alphütten» vorgenommen, wobei die Bezeichnung «Hütte» angesichts der meist stattlichen und teils auch ganzjährig bewohnten Steinbauten nur sehr bedingt zutreffend ist. Eine Fülle von Informationen gibt es aber auch zur Geschichte der Alpgebäude, zu alpwirtschaftlichen Infrastrukturbauten – etwa zu den angesichts der wasserarmen Kalkböden für die Wasserversorgung wichtigen Zisternen und zu grossräumigen Pferchen aus Steinmauern – und nicht zuletzt zur Käseproduktion. Zum Glück gibt es unter den zahlreichen, sehr ansprechenden Fotografien auch einige Abbildungen mit Männern und Frauen bei der Arbeit, sonst könnte man beim Lesen fast vergessen, dass die Alpwirtschaft in erster Linie von engagierten Bauern und Bäuerinnen, Älplern und Älplerinnen lebt. an

Daniel Glauser:
Chalets d’alpages du parc naturel régional Jura vaudois

 
168 Seiten
gebunden, französisch
Edition Favre, Lausanne 2012
ISBN 978-2-8289-1323-6
CHF 44.00
www.editionsfavre.com

Alpleben im Obertoggenburg

Die Alpwirtschaft wird nicht aussterben, wenigstens in den Medien nicht. Je weniger Kühe gealpt werden, desto mehr Journalisten, Fotografinnen, Filmer, Volkskundlerinnen und Forscher stapfen über die Weiden. Ja geht denn niemand mehr nach Afrika, die hungernden Kinder schauen?

Bachofner war im Obertoggenburg, begleitete mehrere Bauernfamilien während zwei Jahren bei ihrer Alparbeit mit Kamera und Notizblock – und man kann ihm nicht alles anlasten, was wir eingangs schrieben. Wer die Alpen und Leute des Obertoggenburgs kennen lernen will, findet in diesem Buch in grossformatigen Bildern und einfühlsamen Texten viel Wissenwertes über Kultur und Alpleben. gh

Andreas Bachofner:
Alpzeit

Gelebte Traditionen im Toggenburg
 
160 Seiten, 165 Farbfotos,
gebunden
faro Verlag, Lenzburg 2012
ISBN 978-3-03781-050-7
CHF 36.90
www.fona.ch

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