
Das Nutztier als Produkt einer spezifischen Form von Biopolitik
Wie wir Tiere nutzen, unterliegt einer ständigen Neuorientierung, in Bezug auf die Haltung wie auch auf die Verwertung für Nahrungsmittel oder Kleider. Einerseits bestimmen BürgerInnen, PolitikerInnen, Grossverteiler und die Agrarwissenschaft, wie Tiere gehalten und verwertet werden, andererseits haben es die Bäuerinnen und Bauern selbst in der Hand, wie sie mit ihren Tieren umgehen.
Das Buch «Tiere nutzen» beschreibt in 12 Beiträgen die Haltung und Nutzung von Tieren sowie deren Tötung aus unterschiedlichen Blickwinkeln, meist von Deutschland und Österreich aus geschaut.
Befremdlich wirkt, dass die AutorInnen vielfach von Akteuren, von Produzenten, von Ökonomien, von Verbrauchern, von Konsumierenden und Gesellschaften sprechen, aber kaum konkret benennen, wer genau was macht. Eindeutige Bezeichnungen wie «Bauer» und «Metzger» kommen praktisch nicht vor, sie sind «Akteure in der Produktionsökonomie». Tiere tauchen oft in Umschreibungen wie «organisches Material einer komplexen und undurchsichtigen Versorgungsökonomie» auf. Man bekommt den Eindruck, die Wissenschaftler würden Tiere lieber mit Kamera, Feldstecher und Literaturauswertung anschauen, als ihr Gefieder und Fell zu kraulen. gh
Lukasz Nieradzik, Brigitte Schmidt-Lauber (Hg.):
Tiere nutzen
Ökonomien tierischer Produktion in der Moderne
212 Seiten, Broschur
StudienVerlag, Innsbruck 2016
ISBN 978-3-7065-5568-5
ca. CHF 35.–
www.studienverlag.at