Brief aus dem Hondrich

Bei der ganzen Diskussion um Marktöffnung und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit in der Landwirtschaft geht manchmal die Alpwirtschaft etwas vergessen.


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Nutzungs- und Bewahrungsfunktion der Alpwirtschaft

Bei der ganzen Diskussion um Marktöffnung und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit in der Landwirtschaft geht manchmal die Alpwirtschaft etwas vergessen. Jährlich braucht es zirka 60‘000 Normalstösse (60'000 RGVE pro 100 Alptage), um die 1'900 Sömmerungs, Gemeinschaftsweide und Hirtenbetriebe im Kanton Bern nachhaltig zu pflegen. Nachhaltige Alpwirtschaft ist nur solange möglich, als es im Verhältnis zu den Alpweideflächen genügend Sömmerungsvieh gibt. 25‘000 RGVE an gemolkenen Kühen und Ziegen (40% des Gesamtbesatzes) sorgen für die kostbare Alpmilch, aus der in 600 Alpsennereien Berner Alpkäse hergestellt und grösst mögliche Wertschöpfung erzielt wird.

Die Chancen der Alpwirtschaft:

  • es gibt weiterhin gute wirtschaftliche Gründe für die Viehsömmerung (inkl. Milchkühe);

  • die Alpkäseproduktion stärkt die gesamte Milchproduktion im Berggebiet;

  • der Alpkäse kannte nie namhafte staatliche Marktstützung, weshalb die neue Käsemarktordnung der Marke «Alpkäse» bessere Chancen eröffnet;

  • der Trend bei den KonsumentInnen zu Produkten, die ursprünglich sind und von denen die Herstellungspraxis und Herkunft bekannt sind, eröffnet dem Alpkäse zusätzliche Chancen;

  • die Alpwirtschaft kennt wenig Probleme mit ihren relevanten Anspruchsgruppen und die Akzeptanz für die Abgeltung der Gestaltungs- und Pflegeleistungen sowie der umweltverträglichen Produktion und Raumnutzung mit Sömmerungsbeiträgen ist hoch;

  • ohne die durch alpwirtschaftliche Raumnutzung geprägte Landschaft hat der Tourismus im Berggebiet keine Zukunft.

Die Herausforderungen der Alpwirtschaft:

  • wirtschaftliche Gründe machen es zunehmend schwierig, genügend und qualifiziertes Alppersonal für Alpbewirtschaftung, Melken und Alpsennerei zu finden;

  • die allgemeine Entwicklung der Landwirtschaft zu immer weniger Tieren, v.a. Milchkühe, macht es zunehmend schwierig, genügend Sömmerungsvieh zu beschaffen;

  • auch die Alpwirtschaft steht unter Anpassungsdruck (obgleich die Wettbewerbsfähigkeit in Alpbetrieb oftmals besser ist als in den Heimbetrieben).
     

Das INFORAMA Berner Oberland setzt alles daran, den AlpbewirtschafterInnen und ihrem Personal ein wirtschaftlich unterstützender Partner zu sein. Der wichtigste Trumpf der Alpwirtschaft sind die Menschen, welche die Alpbetriebe auf eigene Rechnung und Gefahr oder im Auftrag bewirtschaften. Das INFORAMA bietet seine Verbundenheit mit der Alpwirtschaft und sein Wissen in Form von Bildung und Beratung gezielt für diese Menschen an. Den Sennenleuten sollen dadurch neue Möglichkeiten und Freiraum eröffnet werden, damit sie ihre Vorstellungen von Alpleben und alpiner Raumnutzung auch in Zukunft professionell verwirklichen können. Hierzu steht der Alpwirtschaft folgendes Bildungs- und Beratungsangebot zur Verfügung:

  • das Produkt «Bergbauernschule» (Grundausbildung), welches mit den Fächern «Alpkäserei», «Alpwirtschaft» und «Alpwirtschaftspolitik» eine spezielle alpwirtschaftliche Ausrichtung hat;

  • «Alpwirtschaft» und «Alpkäserei», als «Bausteine» in der Fach resp. Betriebsleiterschule;

  • «Alpsennenkurs für AnfängerInnen» und «Alpkäserkurs für Fortgeschrittene»: z.Zt. laufend;

  • Alpwirtschaftliche Gruppenberatung: zentrale Wintertagung mit SAV sowie regionale Infoanlässe für Sennerinnen und Sennen;

  • Beratung der Alpsennerei (QS-Umstellungsberatung) mit Service für «Starterkultur»;

  • Alpwirtschaftliche Beratung zur Bewirtschaftungs- und Strukturverbesserungsoptimierung;

  • Begleitung und Unterstützung der Projekte «CasAlp» (AOC-Schutz und Marketing für Berner Alpkäse und Hobelkäse) sowie «Berner Oberland Originalprodukt» (Regionalvermarktung unter der Marke «BeO–OP» > double branding: BeO-OP x AOC-Bezeichnung.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es in der Alpwirtschaft recht gut aussieht, sofern die Stärken und Chancen in Zukunft noch besser genutzt werden. Das Ziel muss sein, die Alpbetriebe so zu gestalten, dass sie auch in Zukunft möglichst eigenständig und unabhängig von der übrigen Landwirtschaft und vom Staat existieren können.