Josef sprach nur zwei Worte

Eine kleine Weihnachtsgeschichte, die uns zugesandt wurde und dir wir gerne ans lesende Publikum weitergeben. Ich bin einfach zu gutmütig! Hätte ich doch nein gesagt! Jetzt steh ich dümmer da als der Esel. Du musst ja nichts sagen, hat sie gesagt. Zum Glück! So wie ich innerlich koche, käme da bestimmt nichts Passendes heraus! Sie […]


                        
                            
                        
                            
                                
                            
                        
    


                        
                    

                    
                

Eine kleine Weihnachtsgeschichte, die uns zugesandt wurde und dir wir gerne ans lesende Publikum weitergeben.

Ich bin einfach zu gutmütig! Hätte ich doch nein gesagt! Jetzt steh ich dümmer da als der Esel. Du musst ja nichts sagen, hat sie gesagt. Zum Glück! So wie ich innerlich koche, käme da bestimmt nichts Passendes heraus! Sie kann wenigstens sitzen. Wenn ich etwas hasse, ist es dieses Herumstehen und nichts tun können! Morgen plagt mich todsicher mein Rücken, ich weiss es! Ach, bin ich ein Trottel!

Jetzt kommt wieder jemand. Wenigstens sind Kinder dabei. Die schauen ganz ehrfürchtig und sie schauen auch mich an. Gut, sie bestaunen alles, auch den Ochs und den Esel. Eigentlich gilt mir der letzte Blick. Ich bin auch der Unwichtigste hier. Das war mir schon bewusst, trotzdem nervt es mich, hier so den Statisten zu spielen.

Wenigstens ist es einigermassen warm. Und die Musik gefällt mir sogar, die habe ich mir schlimmer vorgestellt.

Puh, nun nahen ganz viele Besucher. Es ist unruhig und laut. Dem Esel passt es auch nicht. Er schreit, so laut er kann. Die Kinder lachen. Er schreit zurück, bekommt kaum Luft. Vielleicht soll das ja ein Freudenschrei sein. Da sehe ich, wie hinter dem Esel etwas Dampfendes zu Boden fällt. «Josef hat gerade gelacht, ich habe es genau gesehen!» ruft ein kleiner Bub. Oh, nein! Jetzt starren mich alle an. Schnell huldvoll lächeln ist da vielleicht das Beste. Ich bin ja quasi der Vater, da darf ich mich schon auch ein wenig freuen, oder nicht? Ist es echt, mein Lächeln, oder mache ich nur gute Miene zum bösen Spiel? Nein, das ist ein wüster Gedanke. Ich mache es ja ihr zu Liebe.

Ich hätte Maria schon vorher heimlich betrachten sollen. Sie sitzt da neben mir an der Krippe und strahlt von innen eine Ruhe und einen Frieden aus, dass meine Widerspenstigkeit augenblicklich zu schmelzen beginnt. Ich achte überhaupt nicht mehr auf die Besucher, dafür beobachte ich ganz zufrieden wie der Ochs wiederkäut. Eigentlich ist es ein Rind, stelle ich gerade fest. Diesmal unterdrücke ich das Grinsen. Das Lächeln breitet sich inwendig in mir aus. Oh tut das gut!

Ach, eigentlich war es doch ein tolle Idee von unserer Nachbarin, eine lebendige Krippe als Adventsfenster aufzubauen! Es geht auch nicht mehr lange. Bis ich den Glühwein bekomme, kann ich mir ja noch überlegen, welche Gedanken dem richtigen Josef vor über 2000 Jahren wohl durch den Kopf gegangen sind.

«So, hier ist dein wohlverdienter Glühwein! Vielen Dank fürs Mitmachen! Du warst ein würdevoller Josef!»

«Scho Rächt!»